/ 21.06.2013
Oliver von Wrochem
Erich von Manstein: Vernichtungskrieg und Geschichtspolitik
Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2006 (Krieg in der Geschichte 27); 431 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-506-72977-4Geschichtswiss. Diss. HSU Hamburg; Gutachter: B. Wegner, A. Schildt. – „Nur wenige deutsche Generale haben die Gemüter derart bewegt wie ‚Hitlers Stratege’, der von sich selbst rückblickend sagte, er sei bis zum Schluss des Krieges ein unpolitischer ‚Nur-Soldat’ gewesen“ (13), so von Wrochem. Das Schicksal des Generalfeldmarschalls von Manstein stehe beispielhaft für die alliierte Kriegsverbrecherpolitik gegenüber den Angehörigen der Wehrmachtselite. An seinem Beispiel ließen sich die Mechanismen aufzeigen, die zur Rehabilitation dieser Gruppe in Westdeutschland geführt haben. Vor allem sei seine Person bis heute ein Kristallisationspunkt für die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um den Charakter der deutschen Wehrmacht und die Konditionen des Krieges gegen die Sowjetunion, heißt es weiter. Am Beispiel von Mansteins untersucht der Autor die Ursachen für die Hinwendung von Angehörigen der Wehrmachtselite zur NS-Führung. Ausgelotet werden von Mansteins Verhältnis zur NSDAP, zu Hitler und zum militärischen Widerstand, seine Handlungsmaximen und sein Verhalten im Krieg. Seine Haltung zu den ideologisch motivierten Verbrechen gegen die slawische Bevölkerung, die Verknüpfung von militärischer Kriegsführung und Verbrechen, die den Kriegsalltag seit 1941 im Osten prägten, stehen ebenso im Zentrum dieser Untersuchung wie die Integration der in diesem Krieg Handelnden in die westdeutsche Gesellschaft. Von Wrochem legt dar, auf welch vielfältige Weise sich die Netzwerke aus Angehörigen der Wehrmachtselite bemühten, gegen die negative Wahrnehmung des Zweiten Weltkrieges anzuarbeiten und ihre Funktion in diesem Krieg zu legitimieren. Die Rolle von Mansteins und der soldatischen Netzwerke bei der Ausgestaltung des Nachkriegsgedächtnisses werden anhand der Felder „Kriegsverbrecherpolitik, Entnazifizierung, westdeutsche Rehabilitations- und Strafverfolgungspraxis, Militärgeschichtsschreibung, militärische Traditionsbildung sowie Veteranen- und Memorialkultur in ihren Wechselverhältnissen zur westdeutschen Geschichtspolitik dargestellt“ (16).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 | 2.312 | 4.1 | 4.22 | 2.61 | 2.35 | 2.323 | 2.324
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Oliver von Wrochem: Erich von Manstein: Vernichtungskrieg und Geschichtspolitik Paderborn u. a.: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27241-erich-von-manstein-vernichtungskrieg-und-geschichtspolitik_31857, veröffentlicht am 16.08.2007.
Buch-Nr.: 31857
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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