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/ 15.01.2015
Paul Collier

Exodus. Warum wir Einwanderung neu regeln müssen. Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt

München: Siedler Verlag 2014; 314 S.; geb., 22,99 €; ISBN 978-3-88680-940-0
Nur wenige Politikfelder sind derart emotional und ideologisch aufgeladen wie das der Migrationspolitik. Der britische Ökonom Paul Collier hingegen nimmt eine wohltuend nüchterne Perspektive ein: Welche Folgen hat Migration für die Aufnahmegesellschaften, für die Migranten selbst und für die Zurückgebliebenen? Seine zentrale These lautet: Migration ist nicht gut oder schlecht – auf das Ausmaß kommt es an. Im globalen Maßstab mögen Migrationsbewegungen den volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen erhöhen – zu ihren Gewinnern und Verlierern sowie Nebeneffekten wie sozialen Konflikten schweigen sich Migrationsökonomen indes meist aus. Collier hingegen setzt sich intensiv auch mit sozialen und kulturellen Aspekten auseinander. Er betont dabei die zentrale Rolle von funktionierenden Institutionen, von Vertrauen und der Fähigkeit zur Kooperation. Collier zufolge war die bisherige Zuwanderung in europäische Länder noch weitgehend unproblematisch, weil die Integration einer ausreichend großen Zahl von Personen gelang. Konflikte innerhalb und zwischen einzelnen Gruppen seien daher relativ begrenzt geblieben und es seien auch noch keine fundamentalen Normen des gesellschaftlichen Miteinanders verändert worden, wie es beispielsweise bei Siedlerbewegungen früher der Fall gewesen sei. Anhand seiner Modelle zeigt Collier jedoch, dass dies voraussichtlich nicht so bleiben wird, wenn die Zuwanderung auf dem bisherigen Niveau bleibt. Seine Schlussfolgerungen formuliert er mit wenigen Ausnahmen sehr vorsichtig, wie beispielsweise: „Wir haben also das paradoxe Resultat, dass bei gegebener Einkommenskluft zwischen Herkunfts‑ und Aufnahmeland die dauerhafte Migrationsrate umso größer sein wird, je größer der Kulturabstand [bestimmt nach dem Grad der Sprachverwandtschaft] zwischen Herkunfts‑ und Aufnahmeland ist. Soweit ich weiß, war dies bisher so nicht bekannt. Wenn es zutrifft, dann bestätigt sich der Nutzen von Modellen“ (98). Seine Sorge, kontinuierliche Zuwanderung gehe mit einem Rückgang sozialen Kapitals einher, stützt sich insbesondere auf die Untersuchungen von Robert D. Putnam. Insgesamt stuft Collier den Nutzen künftiger Zuwanderung für Europa und die USA, aber auch für viele Herkunftsländer tendenziell geringer ein als den bisherigen. Vor allem sorgt er sich um die Länder der ärmsten Milliarde, insbesondere weil sie vom Verlust an gut Qualifizierten besonders betroffen sind. Sie müssten besondere Beachtung finden, wenn nach neuen Zuwanderungsregeln gesucht werde. Für diese schlägt er unter anderem Obergrenzen vor, orientiert an der Zahl an Zuwanderern, die eine Gesellschaft integrieren kann. Weitere Maßnahmen, um eine moderate Zuwanderung zu gewährleisten, sind für ihn zudem ein Auswahlsystem, verstärkte Integrationsbemühungen sowie Grenzkontrollen bei gleichzeitiger Legalisierung illegaler Einwanderung.
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Rubrizierung: 4.424.442.2632.23 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Paul Collier: Exodus. München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37973-exodus_46409, veröffentlicht am 15.01.2015. Buch-Nr.: 46409 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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