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/ 20.06.2013
Astrid Bötticher / Miroslav Mareš

Extremismus. Theorien - Konzepte - Formen

München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2012 (Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft); 460 S.; brosch., 39,80 €; ISBN 978-3-486-59793-6
Das Buch versteht sich ausdrücklich als Kompendium und erfüllt seinen Anspruch in gleich zweifacher Hinsicht – die letzte Auflage des Standardwerks von Uwe Backes und Eckhard Jesse („Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland“, 1989) stammt aus dem Jahr 1996, aktuelle Einführungen wiederum sind in ihrer Darstellung nicht so umfassend (beispielsweise Steffen Kailitz [siehe Buch-Nr. 24840] oder Hans-Gerd Jaschke [siehe Buch-Nr. 30955]). In der ersten Hälfte des Buches werden ausführlich die theoretischen Ansätze, Begriffe und Zugänge dargestellt, darunter ganz aktuelle wie „Genderforschung und Extremismus“, aber auch fast vergessene, klassische Konzepte, wie etwa das – angesichts des Islamismus wieder stark rezipierte – der Politischen Religion von Voegelin, Poppers Ideologiekritik an den geschlossenen, historizistischen Gemeinschaftsentwürfen oder Lipsets seinerzeit viel diskutierte These vom Mittelstandsextremismus. Beim zweiten Hauptteil zu den Phänomenen und Entwicklungen ist hervorzuheben, dass die nicht-islamistischen Extremismen der Weltreligionen ebenso übersichtsartig erfasst werden wie die neureligiösen Sekten und Psychogruppen – zumindest wenn sich politische Schnittstellen ergeben. Beim christlichen Extremismus werden so kurz auch die Lord’s Resistance Army, der McCarthyismus, die Pius-Bruderschaft und das Opus Dei berücksichtigt. Während Scientology längst breiter in das politikwissenschaftliche Gesichtsfeld gelangt ist (beispielsweise in der Arbeit von Stefan Braun [siehe Buch-Nr. 26650]), haben die Autoren darüber hinaus weitere Strömungen unter den Stichworten satanischer Extremismus, Neuheidentum und westliche Esoterik sowie UFO-Kulte mit aufgenommen. Dieser Abschnitt ist eine weitere Stärke des Buches, wenngleich hier die Darstellung im Einzelfall – wie auch die zu den Linksautonomen und Autonomen Nationalisten – zu knapp gerät. Und ganz neu für ein Lehr- und Handbuch ist die Rubrik „Öko-Extremismus“ (383) unter Einschluss der militanten Tierschützer.
Robert Chr. van Ooyen (RVO)
Dr., ORR, Hochschullehrer für Staats- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule des Bundes Lübeck; Lehrbeauftragter am OSI der FU Berlin sowie am Masterstudiengang "Politik und Verfassung" der TU Dresden.
Rubrizierung: 2.251.1 Empfohlene Zitierweise: Robert Chr. van Ooyen, Rezension zu: Astrid Bötticher / Miroslav Mareš: Extremismus. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/21956-extremismus_42022, veröffentlicht am 26.04.2012. Buch-Nr.: 42022 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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