/ 21.06.2013

Quentin Skinner
Freiheit und Pflicht. Thomas Hobbes' politische Theorie. Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2005. Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main. Aus dem Englischen von Karin Wördemann
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2008; 142 S.; brosch., 15,80 €; ISBN 978-3-518-58498-9Skinner untersucht die Freiheitskonzeption von Hobbes in ihrem historischen Kontext. Er zeigt, gegen welches römisch-antike Freiheitsverständnis Hobbes sich wendet und warum dieser das republikanische Modell des Freistaats für gefährlich hält. Zudem vertritt Skinner die These, der frühe Hobbes habe selbst noch dem republikanischen Modell angehangen, und seine politische Theorie habe sich zwischen „The Elements of Law“ und „Leviathan“ grundlegend gewandelt. Nach einer biografischen Skizze widmet Skinner das erste Kapitel „The Elements“ – und zwar mit einem ausschließlichen Augenmerk auf dem Freiheitsbegriff des Werkes. Gleiches folgt im zweiten Kapitel mit „De Cive“. Dabei stellt Skinner den argumentativen Bruch heraus, den das neunte Kapitel von „De Cive“ zu „The Elements“ darstellt. Da Hobbes Freiheit hier primär als Bewegungsfreiheit versteht, kann er seinen Absolutismus besser als noch im Vorgängerwerk verteidigen. Die Bürger verlieren ihre Freiheit nun nicht mehr an den Souverän, sondern behalten sie nahezu uneingeschränkt bei. Ein weiterer Bruch, so Skinner im dritten Kapitel, ereignet sich dann im Kapitel 21 des „Leviathan“, in dem Freiheit nur noch als Abwesenheit äußerer Hindernisse verstanden wird, wobei Hobbes die zuvor getroffene Unterscheidung zwischen absoluten und willkürlichen Hindernissen nicht wieder aufnimmt. Skinner betont am Anfang seines Buches selbst, wie stark er die ursprünglichen Vorträge im Zuge der Publikation überarbeitet hat. Tatsächlich ist vom rhetorisch so überwältigenden Vortragsstil im Buch kaum noch etwas zu finden. Manche der Analysen wirken etwas kleinlich und dem Textfluss sieht man seine vielen Überarbeitungen leider an. Das schmälert zwar das Lesevergnügen, aber nicht den sachlichen Gehalt, der wie immer beeindruckend ist, wenn Skinner die Ereignisgeschichte kunstvoll mit den historischen Konzepten und Ideen verknüpft.
Stefan Militzer (SM)
Dr., Publizist, Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 5.32
Empfohlene Zitierweise: Stefan Militzer, Rezension zu: Quentin Skinner: Freiheit und Pflicht. Frankfurt a. M.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29601-freiheit-und-pflicht_35044, veröffentlicht am 23.09.2008.
Buch-Nr.: 35044
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Dr., Publizist, Frankfurt a. M.
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