"What would make a society truly free?" (9) Diese Kernfrage eines Essays von Isaiah Berlin steht im Zentrum der Arbeit der Autorin. Der Entwurf eines sich selbst bestimmenden Individuums, der Kern des politischen Liberalismus, befindet sich im Widerstreit mit der Idee einer sozialen Ordnung. Dieser Gegensatz wird in den Definitionsmöglichkeiten von Freiheit deutlich: "negative Freiheit" als Abwesenheit äußerer Beschränkung und damit die Zurückweisung aller Eingriffe in die Souveränität des Individuums; "positive Freiheit" als institutionell gesicherte Form, welche aber dem Individuum Selbstbeschränkungen auferlegt. Damit ist das Dilemma des politischen Liberalismus laut Bienfait klar aufgezeigt: Der eine Weg führt zum Ordnungsverlust, der andere zum Freiheitsverlust. Ihr Ziel in diesem Band ist es, die Kluft durch eine Debatte der Theorietraditionen, formuliert als Thesen und Antithesen, zu verringern. Dabei vollzieht sie einen Dreischritt: Beginnend bei der klassischen politischen Philosophie, vertreten durch Aristoteles, Hobbes, Rousseau, Kant und Hegel, begibt sie sich zu den frühen soziologischen Positionen zur individuellen Freiheit. Diese werden repräsentiert durch Durkheim und Weber. Der dritte Schritt besteht in der Rekonstruktion und Darstellung der jüngeren Debatte des politischen Liberalismus. Hier sind Habermas, Rawls und Taylor vertreten. Darüber hinaus kommt auch Walzer zur Sprache, jedoch nimmt dieser eine spezielle Position ein. Die Autorin betrachtet Walzers Idee eines "kommunitarischen Liberalismus" gewissermaßen als die Synthese aus den im Vorfeld dargestellten Argumenten: "Die Ergänzung des Weberschen Liberalismus durch Walzers kommunitäre Variante stellt den normativen Grund dar, auf dem wiederum die Institutionalisierung formal befriedeter Anerkennungskämpfe als Konzept einer konfliktären, demokratischen Integration glaubhaft wird." (259) Demokratie erhält hierbei laut Bienfait sowohl einen liberalen als auch einen kommunitären Charakter, darüber hinaus wird aber auch ein demokratisches, prozedurales Ethos zum Erhalt und zur Bestätigung der Freiheit wirkungsvoll etabliert.