/ 18.06.2013
Regina Frey
Gender im Mainstreaming. Geschlechtertheorie und -praxis im internationalen Diskurs
Königstein/Ts.: Ulrike Helmer Verlag 2003; 217 S.; 19,95 €; ISBN 3-89741-083-4Im Jahr 2000 hat Gender Mainstreaming als Leitprinzip der Geschlechterpolitik auch in Deutschland Einzug gehalten. In der Praxis zeigt sich jedoch eine weit verbreitete Verunsicherung über Zielsetzung, Stellenwert und Mechanismen dieses Prinzips, was zu einer kontroversen Einschätzung darüber führt, ob Gender Mainstreaming als Fortschritt oder Rückschritt für die bisher betriebene Frauenpolitik zu bewerten ist. Diese mangelnde theoretische Reflexion der Praxis ist auch im entwicklungspolitischen Kontext, dem Ursprung des Gender Mainstreaming, anzutreffen. Die Autorin möchte Theorie und Praxis näher zusammenführen und damit vor allem auch der teilweise vorhandenen „Rezeptionssperre" (13) hinsichtlich neuerer feministischer Theorieansätze entgegenwirken. Im ersten Teil zeichnet Frey die Geschichte der feministischen Gender-Debatte nach und identifiziert „drei Hauptstränge feministischer Theorien [...], die sich wiederum in sechs Unterstränge teilen lassen" (14). Die dann von ihr vorgenommene Typisierung der verschiedenen Gender-Konzepte dient als Orientierungsrahmen für den zweiten Teil, der sich der Analyse unterschiedlicher entwicklungspolitischer Gender-Ansätze und verschiedener in der Praxis benutzter Handbücher für Gender-Trainings widmet. Dabei hat sich ihre These, dass „die Gefahr einer Verstärkung von diskriminierenden Geschlechter-Verhältnissen und einer Stabilisierung von Machtverhältnissen besteht, wenn Gender zu einer Analysekategorie entlang einer schematischen Mann-Frau Unterscheidung reduziert wird", teilweise bestätigt. Sie spricht sich im Ergebnis für ein Genderverständnis aus, das „eher dynamisch, offen, transitiv und multipel ist und das symbolische Aspekte der Herstellung von Geschlechter-Verhältnissen berücksichtigt" (173).
Aus dem Inhaltsübersicht: II. Gender als multidimensionaler Begriff feministischer Theorien: 1. Sex und Gender: Die Erfindung von Gender; 2. Gleichheit: Liberale Feminismen; 3. Sexualität: Radikale Feminismen; 4. Separation: Kulturelle Feminismen; 5. (Re-)Produktion und Duales System: Marxistische und Sozialistische Feminismen; 6. Race und Postkolonialismus: Feminismen der „Anderen"; 7. Pluralisierung von Maskulinität: Gender in der Männlichkeitsforschung; 8. Normierungsdiskurse: Feministische dekonstruktivistische Theorieansätze; 9. Diskursive Konstruktionen von Gender. III. Gender in internationalen Entwicklungsdiskursen: 1. „Women and Development" versus „Gender and Development? Was hat „GAD", das „WID" nicht hat?; 2. Gender in ‚Gender and Development'-Basisliteratur; 3. Gender in Gender-Analysen; 4. Gender in Gender Trainings; 5. Gender-Papiere bundesdeutscher entwicklungspolitischer Organisationen. IV. Fazit: Reflexive Praxistheorie.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.44 | 2.27 | 5.42
Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Regina Frey: Gender im Mainstreaming. Königstein/Ts.: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/19621-gender-im-mainstreaming_22834, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 22834
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