/ 20.06.2013
Klaus-Michael Mallmann / Bogdan Musial (Hrsg.)
Genesis des Genozids. Polen 1939-1941. Hrsg. im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts Warschau und der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2004 (Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart 3); 240 S.; geb., 42,- €; ISBN 3-534-18096-8Die Vorgänge nach dem 22. Juni 1941 lassen sich nicht „[o]hne die in Polen eingeübte Habitualisierung von Gewalt, das Erlernen des rassistischen ‚Blicks', die Formung von Selbst- und Fremdbildern auf völkischer Grundlage“ (9) erklären, schreiben die Herausgeber. Gegenstand der Beiträge ist allerdings nicht allein die Besetzung durch das Dritte Reich, sondern das Leiden des Landes „unter doppelter Tyrannei“ (9). In einer gesamtpolnischen Perspektive werden daher die Besetzungen durch das deutsche und das sowjetische totalitäre Regime untersucht, die aus Sicht der polnischen Gesellschaft neben wichtigen Unterschieden auch wesentliche Gemeinsamkeiten aufwiesen. So überzogen deutsche wie sowjetische Besatzer das Land mit Massenterror, „unterschieden sich jedoch darin, wie sie jeweils ihre Feinde definierten“ (29), schreibt Musial. Auf Beiträge, in denen die Herrschaft im besetzten Polen beschrieben wird, folgen weitere, die die polnische Gesellschaft, das Leiden der jüdischen Minderheit, aber auch die Denunziationen in den Blick nehmen. Abgedruckt sind damit die überarbeiteten und um die Diskussionsergebnisse erweiterten Vorträge einer Tagung, die im September 2003 in Ludwigsburg stattfand, veranstaltet von den beiden als Herausgeber genannten Instituten.
Aus dem Inhalt:
Bogdan Musial:
Das Schlachtfeld zweier totalitärer Systeme. Polen unter deutscher und sowjetischer Herrschaft 1939-1941 (13-35)
Jochen Böhler:
„Tragische Verstrickung“ oder Auftakt zum Vernichtungskrieg? Die Wehrmacht in Polen 1939 (36-56)
Dorothee Weitbrecht:
Ermächtigung zur Vernichtung. Die Einsatzgruppen in Polen im Herbst 1939 (57-70)
Klaus-Michael Mallmann:
„... Mißgeburten, die nicht auf diese Welt gehören“. Die deutsche Ordnungspolizei in Polen 1939-1941 (71-89)
Martin Cüppers:
„... auf eine so saubere und anständige SS-mäßige Art“. Die Waffen-SS in Polen 1939-1941 (90-110)
Michael Alberti:
„Exerzierplatz des Nationalsozialismus“. Der Reichsgau Wartheland 1939-1941 (111-126)
Volker Rieß:
Zentrale und dezentrale Radikalisierung. Die Tötungen „unwerten Lebens“ in den annektierten west- und nordpolnischen Gebieten 1939-1941 (127-144)
Jacek Andrzej M?ynarczyk:
Die zerrissene Nation. Die polnische Gesellschaft unter deutscher und sowjetischer Herrschaft 1939-1941 (145-169)
Andrea Löw:
„Nicht in Melancholie verfallen“. Reaktionen der jüdischen Minderheit im deutsch besetzten Polen 1939-1941 (170-186)
Marek Wierzbicki:
Die polnisch-jüdischen Beziehungen unter sowjetischer Herrschaft. Zur Wahrnehmung gesellschaftlicher Realität im westlichen Weißrußland 1939-1941 (187-205)
Barbara Engelking:
„Sehr geehrter Herr Gestapo“. Denunziationen im deutsch besetzten Polen 1940/41 (206-220)
Adam Dziurok:
Zwischen den Ethnien. Die Oberschlesier in den Jahren 1939-1941 (221-233)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.312 | 2.62 | 2.25 | 4.1
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Klaus-Michael Mallmann / Bogdan Musial (Hrsg.): Genesis des Genozids. Darmstadt: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/22521-genesis-des-genozids_25694, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 25694
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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