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/ 21.06.2013
Sabine Dabringhaus

Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert

München: C. H. Beck 2009; 293 S.; geb., 22,90 €; ISBN 978-3-406-59286-7
China steht zu Beginn des neuen Jahrtausends als eine der weltweit dynamischsten Wirtschaftsregionen dar, nach einen einzigartigen Weg durch das 20. Jahrhundert zwischen Staatskommunismus und Raubtierkapitalismus, Tradition und Moderne, Freiheit und Unterdrückung. Dabringhaus schildert die Geschichte des Landes vom Untergang der letzten Dynastie im Jahr 1911 über den Nationalismus der 1930er-Jahre und Mao Zedongs Kulturrevolution bis in die Phase der Liberalisierung hinein. Dafür gliedert sie die Geschichte Chinas anhand von fünf Leitbegriffen: Konfuzianismus, Nationalismus, Kommunismus, Demokratisierung und Kapitalismus. Mithilfe dieses Verfahren distanziert sich die Autorin vom Ansatz revolutionärer Veränderungen und zeigt jenseits ereignisgeschichtlicher Zäsuren Kontinuitäten auf, ohne den besonderen Charakter des jeweiligen Zeitabschnitts zu vernachlässigen. Den zeitgeschichtlich so bedeutsamen Übergang zum Kapitalismus schildert Dabringhaus mit Blick auf die südchinesischen Küstenregionen, die stark „von überseechinesischen Netzwerken beeinflusst wurden“ (195). Die neuen Kapitalisten stiegen dezentral auf und so rief die Entwicklung in Richtung einer Markt- und Konsumgesellschaft eine Eigendynamik hervor, die die chinesische Führung auch zu politischen Reformen veranlasste. Jedoch ging dies auch mit einem dramatischen Anstieg sozialer Gegensätze einher: „Bis 1978 gehörte China noch zu den egalitärsten Gesellschaften der Welt. Im Zuge des Reformprozesses verkehrte sich dies ins Gegenteil“ (197). Jedoch reagierte die chinesische Politik darauf mit einer Schwerpunktverlagerung des Reformkurses von der Ökonomie auf den Bereich der Gesellschaft. Trotz einer Steigerung des allgemeinen Wohlstands sieht Dabringhaus „die Gefahr gesellschaftlicher Instabilität“, zumal „keine zentralistische Ideologie Staat und Gesellschaft noch länger zusammenhält“ (235). Noch nicht erschöpfte Potenziale erkennt sie hingegen in Chinas Tradition der klassischen Moderne – in den Forderungen der 20er-Jahre nach Demokratie, Menschenrechten und rationaler Problemlösung.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.682.12.22.25 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Sabine Dabringhaus: Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de//index.php?option=com_content&view=article&id=31347, veröffentlicht am 01.12.2009. Buch-Nr.: 37306 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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