Wie in neueren Zeitdiagnosen immer wieder behauptet wird, führen Prozesse der Internationalisierung und Globalisierung zu einer Dezentrierung des Politischen, in der der substanzielle Gehalt von Politik als vereinbarter Gestaltung von Gesellschaft mehr und mehr diffundiert. Diese Effekte zeigen sich auf der einen Seite in sinkender Steuerungsfähigkeit staatlicher Institutionen, auf der anderen Seite in der zunehmenden Bedeutung indirekter Kontrollmechanismen und Regulierungsformen als Folge steigender Ökonomisierung von Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund verstehen sich die Texte des Sammelbandes als „Beiträge zu einer politischen Wahrnehmungslehre [...], die sich den modernen Transformationen politischer Macht stellt und von verschiedenen Seiten die Frage nach der Möglichkeit des politischen Gegenstands, nach der Rückgewinnung des Politischen aufwirft“ (9). Als theoretische Bezugspunkte dieser Auseinandersetzung mit der aktuellen Gestalt von Gouvernementalität dienen neben Foucault vornehmlich Nietzsche, Lacan, Agamben und als Kontrastfolie immer wieder Carl Schmitt. Der Band beruht auf einer 2001 vom Kolleg Friedrich Nietzsche der Stiftung Weimarer Klassik und der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar durchgeführten Tagung. Aus dem Inhalt: Volker Gerhardt: Nietzsche und die Politik (11-33) Friedrich Balke: Gesetz und Urteil. Zur Aktualität der Problemstellung bei Carl Schmitt (35-56) Petra Gehring: Kraft durch Form. Rechtsbestimmtheitspostulat und Justizverweigerungsverbot (57-74) Ethel Matala de Mazza: Land unter. Über die Zonen des Politischen (75-94) Annette Bitsch: Auf Leben und Tod. Das Gesetz bei Hegel und Lacan (95-119) Dietmar J. Wetzel: Neoliberalismus, Unternehmensführung und Arbeit. Vom Politischen im flexiblen Kapitalismus (121-142)