Schmidt, Hochschulassistent am volkswirtschaftlichen Seminar der Universität Göttingen, will klären, ob es jenseits der Anpassung an neoliberale Politikmuster Ansätze zur Aktualisierung des Keynesianismus als Orientierungsrahmen der Gewerkschaftspolitik gibt, die neben ihren unmittelbaren Einkommens- und Beschäftigungszielen auch weiterreichende Ziele einer Gesellschaftsreform verfolgen. Dabei "sollen regulationstheoretische Überlegungen so rekonstruiert werden, daß sie Ursachen, Möglichkeiten und Grenzen einer keynesianisch ausgerichteten Gewerkschaftspolitik erklären können" (19). Schmidt behandelt in seinem Buch die Fragen, wie es zur Entstehung des Keynesianismus als wirtschaftspolitischem Konzept gekommen ist, auf welchen Wegen die Integration der Gewerkschaften in den keynesianischen Wohlfahrtsstaat erfolgte und wo deren Grenzen lagen (13). Die Regulationstheorie ermöglicht eine Vermittlung von mikroökonomischem Handeln gesellschaftlicher Gruppen und Individuen und dem makroökonomischen Zusammenhang der Gesellschaft (17); sie erlaubt eine historische, polit- sowie sozio-ökonomische Herangehensweise. Insofern vermittelt Schmidt zunächst regulationstheoretische, gewerkschaftstheoretische und keynesianische Grundlagen und beleuchtet darauf aufbauend die historische Entwicklung in Deutschland. In einer überzeugenden Zwischenbilanz skizziert er abschließend mögliche Perspektiven und Entwicklungsalternativen, die er als "konkrete Utopien" (199) verstanden wissen möchte. Inhaltsübersicht: I. Theoretische Grundlagen: 1. Methodische Grundlagen: 1.1 Ein möglicher Zugang: Neue Politische Ökonomie und methodologischer Individualismus; 1.2 Ein alternativer Zugang: Traditionelle und kritische Theorie. 2. Regulationstheoretische Grundlagen; 3. Gewerkschaftstheoretische Grundlagen: 3.1 Gewerkschaften und Regulation des Lohnverhältnisses; 3.2 Gewerkschaften als Gegenmacht und Ordnungsfaktor; 3.3 Gewerkschaften im Akkumulationsprozeß. 4. Keynesianismus; 5. Zusammenfassung. II. Historische Entwicklung aus regulationstheoretischer Sicht: 6. Industrielle Konzentration bis zum Ende des ersten Weltkrieges; 7. Die Stabilisierungsphase der Weimarer Republik; 8. Die Weltwirtschaftskrise; 9. Das fordistische Akkumulationsregime in Deutschland; 10. Die Krise des Fordismus; 11. Anpassung an die Krise: 11.1 Angebotsökonomie und Exportorientierung; 11.2 Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen; 11.3 Regulation nach dem Fordismus. 12. Zusammenfassung. III. Historische Entwicklung aus Gewerkschaftssicht: 13. Organisierter Kapitalismus; 14. Wirtschaftsdemokratie; 15. Reaktionen auf die Weltwirtschaftskrise: 15.1 Von der Konjunkturkrise ...; 15.2 ...zum Umbau der Wirtschaft. 16. Vom Nationalsozialismus zur Neuordnung der Wirtschaft: 16.1 Die Endphase der Weimarer Republik; 16.2 Kriegsende und Neuordnung der Wirtschaft. 17. Nach dem Scheitern der Neuordnung; 18. Globalsteuerung und konzertierte Aktion: 18.1 Nachfragesteuerung und Einkommenspolitik; 18.2 Vom selbstregulativen zum politischen Klassenkompromiß; 18.3 Produktivitätsorientierte oder expansive Lohnpolitik; 18.4 Gewerkschaften zwischen Integration und Konflikt. 19. Krise des Fordismus und Gewerkschaften: 19.1 Strategische Alternativen; 19.2 Modernisierung und Exportorientierung; 19.3 Arbeitszeitverkürzung zwischen Anpassung und Erneuerung. 20. Zusammenfassung. IV. Gewerkschaften und Keynesianismus - eine Zwischenbilanz: 21. Resümee; 22. Perspektiven.