/ 11.06.2013
Ulrich Brand / Achim Brunnengräber / Lutz Schrader / Christian Stock / Peter Wahl
Global Governance. Alternative zur neoliberalen Globalisierung?
Münster: Westfälisches Dampfboot 2000; 204 S.; 29,80 DM; ISBN 3-89691-471-5Seit einiger Zeit leiden Neoliberalismus und Globalisierung allgemein an Akzeptanzverlust, denn die erhofften Wohlstandsmehrungen haben sich nicht eingestellt - im Gegenteil: Die Kluft zwischen Arm und Reich ist noch weiter aufgerissen. Dagegen steht das Konzept des Global Governance als ein vielversprechendes Instrument zur Regulierung der globalen kapitalistischen Entwicklungen. Die Autoren, deren Anliegen in der Weiterentwicklung von Strategien gegen den Neoliberalismus besteht, setzen sich kritisch mit dem Global Governance-Diskurs auseinander und fragen, ob und inwieweit sich dieses Konzept als Reformalternative eignet. Auf der Grundlage eines deskriptiv vorgenommenen Überblicks dieses Diskurses und der Darlegung des eigenen gesellschaftstheoretischen Hintergrundes analysieren sie die Schwachstellen und Grenzen dieses Konzeptes. Im Ergebnis fällt die Kritik sehr umfangreich und vielschichtig aus; so leide das Konzept u. a. an einem Demokratiedefizit, an Geschlechtsblindheit, an der machtblinden Vorstellung von der Neutralität des Staates sowie an der Überschätzung der Rolle von Nichtregierungsorganisationen. Letztlich laufen Global Governance-Strategien aufgrund ihres "harmonisierenden Weltbildes" Gefahr, für die Modernisierung des Neoliberalismus missbraucht zu werden (17 f.). "Die zerstörerischen Wirkungen der Globalisierung sollen eingedämmt werden, ohne das kapitalistische (Markt-)Prinzip und die hegemonialen Akteure in Frage zu stellen." (157) Abschließend werden unter Verwendung eines emanzipatorischen Politikbegriffs, "der auch die Konflikthaftigkeit gesellschaftlicher Prozesse im Blick [hat]" (170), die Grundzüge eigener Alternativvorstellungen skizziert und am Beispiel von sozialen Bewegungen, NGOs und Gewerkschaften potenzielle Träger einer "Gegenmacht" diskutiert. Die Studie ist das Produkt eines gemeinsamen Diskussionsprozesses der Autoren, die mit ihrer fundierten kritischen Analyse einen "produktiven Meinungsstreit" über die Perspektiven emanzipativer Politik anregen wollen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.43 | 4.44 | 2.2 | 4.1
Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Ulrich Brand / Achim Brunnengräber / Lutz Schrader / Christian Stock / Peter Wahl: Global Governance. Münster: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12034-global-governance_14360, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 14360
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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