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/ 21.06.2013
Susan Zimmermann

GrenzÜberschreitungen. Internationale Netzwerke, Organisationen, Bewegungen und die Politik der globalen Ungleichheit von 17. bis zum 21. Jahrhundert

Wien: Mandelbaum Verlag 2010 (Globalgeschichte und Entwicklungspolitik 8); 272 S. ; Ln., 24,90 €; ISBN 978-3-85476-306-2
Trotz der mittlerweile kaum mehr überschaubaren Anzahl an grenzüberschreitenden sozialen Netzwerken und Institutionen, internationalen Konventionen sowie entwicklungsorientierten Instrumenten und Politiken ist ein Rückgang globaler Ungleichheit nicht zu beobachten – eher im Gegenteil! Warum ist das so? Und inwieweit beziehen sozialreformerisch orientierte internationale Institutionen und Netzwerke (Zimmermann spricht von Reforminternationalismen) die Dimension globaler Ungleichheit (im Gegensatz zum Ziel der Ungleichheitsreduktion innerhalb des Ziellandes) überhaupt mit ein? Ist es nicht eher so, dass solche Institutionen aufgrund ihrer westlich geprägten normativen Leitbilder die globale Ungleichheitsdimension sogar ungewollt und implizit reproduzieren? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Autorin in dem sehr lesenswerten Buch. Am Beispiel ganz unterschiedlicher Reforminternationalismen seit dem 17. Jahrhundert (diskutiert werden unter anderem die Antisklavereipolitik, internationale Frauenbewegungen und die Politik der Internationalen Arbeitsorganisation) zeigt sie, dass man explizite Stellungnahmen zu globalen Strukturen bei fast allen sozialen Bewegungen (mit Ausnahme des internationalen Sozialismus) vergeblich sucht. Teils ist das Schweigen zur Problematik globaler Ungleichheit dabei aus ideologischen oder strategischen Gründen durchaus beabsichtigt; deutlich wird aber auch der Widerspruch, der sich daraus ergibt, dass die soziale Ungleichheit in rückständigen Ländern durch eine stärkere Integration in eben jenes System, welches in erster Linie dafür verantwortlich ist, bekämpft werden soll. Zumindest wird eine emanzipatorische Politik der Ungleichheitsbekämpfung erschwert, wenn nicht gar verhindert, solange die innenpolitische ohne die globale Dimension gedacht wird. Aus diesen empirischen Erkenntnissen heraus entwickelt die Autorin einige Vorschläge und Strategien, die die Zusammenführung von Reform- und Emanzipationsbestrebungen vor Ort einerseits und die Infragestellung von Politiken und Konsequenzen globaler Ungleichheit andererseits erleichtern sollen.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 4.424.454.12.25 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Susan Zimmermann : GrenzÜberschreitungen. Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31646-grenzueberschreitungen_37709, veröffentlicht am 01.09.2011. Buch-Nr.: 37709 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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