/ 20.06.2013
Gerd R. Ueberschär (Hrsg.)
Handbuch zum Widerstand gegen Nationalsozialismus und Faschismus in Europa 1933/39 bis 1945
Berlin/New York: Walter de Gruyter 2011; XI, 383 S.; geb., 78,- €; ISBN 978-3-598-11767-1Die Widerstandsforschung hat sich hierzulande seit Jahren vorwiegend auf Deutschland konzentriert und den europaweiten Widerstand gegen Faschismus, Nationalsozialismus und Krieg weniger stark beachtet. Es ist daher zu begrüßen, dass nun wieder eine einführende Übersicht in europäischer Perspektive vorliegt. Die einzelnen Länderbeiträge sind knapp und instruktiv gehalten, die Autoren gehen kurz auf die gesellschaftlich-politischen Rahmenbedingungen ein, informieren über die wichtigsten Linien und Gruppierungen im Widerstand und diskutieren jeweils auch die Nachwirkungen.
In der Zusammenschau wird deutlich, dass in den meisten Ländern organisierter politischer und bewaffneter Widerstand von zwei denkbar unterschiedlichen Strömungen getragen wurde: einerseits kommunistischen und andererseits nationalistischen Gruppierungen. Die meisten Widerstandshandlungen waren zunächst allenfalls punktuell oder symbolisch bedeutsam, erst seit 1943 erfuhr der Widerstand überall in Europa einen Aufschwung. Dargestellt werden jeweils die einzelnen Länder, wobei hervorzuheben ist, dass auch die baltischen, ost-, südost- und mittelosteuropäischen Staaten und Nationen aufgeführt werden, die in den Darstellungen vor 1990 oft fehlten. Zu den besonderen Bedingungen für Widerstand in diesen Gesellschaften zählte, dass sie sich zeitgleich auch einer Bedrohung durch den Stalinismus ausgesetzt sahen.
Im ersten Kapitel wird der Widerstand in den Gebieten und Ländern der Achsenmächte dokumentiert. Die folgenden drei Abschnitte über besetzte Territorien sind geografisch gegliedert, in Nord- und Westeuropa, Ostmittel- und Osteuropa sowie Balkan und Südosteuropa. Im Rahmen dieser nationalstaatlichen Perspektive lassen sich einige übernationale Aspekte der Widerstandsthematik allerdings schwer darstellen. Ein gesondertes fünftes Kapitel enthält Aufsätze zu Exil und Emigration. Nicht übergreifend thematisiert werden internationale Widerstandsnetzwerke aus der kommunistischen und sozialistischen Arbeiterbewegung sowie der Sonderfall des jüdischen Widerstands. Was dem Band insgesamt fehlt, ist ein Überblicksbeitrag, in dem in Unterschiede und Gemeinsamkeiten im europäischen Widerstand, in Entwicklungslinien und Brüche eingeführt wird.
Gideon Botsch (GB)
Dr., Dipl. Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam (http://www.mmz-potsdam.de).
Rubrizierung: 4.1 | 2.312 | 2.4 | 2.61
Empfohlene Zitierweise: Gideon Botsch, Rezension zu: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Handbuch zum Widerstand gegen Nationalsozialismus und Faschismus in Europa 1933/39 bis 1945 Berlin/New York: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/21697-handbuch-zum-widerstand-gegen-nationalsozialismus-und-faschismus-in-europa-193339-bis-1945_36024, veröffentlicht am 24.03.2011.
Buch-Nr.: 36024
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Dr., Dipl. Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam (http://www.mmz-potsdam.de).
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