/ 04.06.2013
Volker Pesch
Handlungstheorie und Politische Kultur
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2000; 204 S.; brosch, 58,- DM; ISBN 3-531-13513-9Ausgehend vom "klassischen" Political-Culture-Approach Gabriel Almonds und Sidney Verbas zeichnet Pesch zunächst die Entwicklung der Politische-Kultur-Forschung bis zur gegenwärtigen Situation nach, in der der Approach in den USA "trotz aller Kritik und Varianten eine Renaissance erlebt" (29), während in Deutschland "die 'großen Diskussionen' einstweilen beendet" (29) seien, "auch wenn es nicht mal einen Minimalkonsens bezüglich der Theorien und Methoden gibt" (29). Pesch zeigt auf, dass dem "klassischen" Approach eine starke Sozialisationshypothese zu Grunde liegt: Menschen werden "nicht als intentional handelnde, sondern als kausal determinierte Wesen vorgestellt" (82). Der Verfasser stellt dann die Anknüpfungspunkte für einen anderen Begriff von Politischer Kultur heraus, der von der Intentionalität des Handelns ausgeht. Dabei setzt er sich zunächst mit den Konzepten von Karl Rohe und Werner Patzelt auseinander, die "den Übergang zu einem grundsätzlich neuen Ansatz vorbereiten, aber selbst zuletzt in wesentlichen Punkten nicht vollziehen" (8). Aus den Schriften Charles Taylors lasse sich hingegen "ein operationalisierbarer theoretischer Rahmen für eine (qualitative) empirische Politische-Kultur-Forschung 'destillieren', in dem sich die Antinomien starker Sozialisationshypothesen auflösen" (104).
In einem Epilog, in dem er sich mit den Grenzen der Neurowissenschaften auseinandersetzt, kommt Pesch zu dem Ergebnis, dass die Neurowissenschaften weit davon entfernt seien, "philosophische oder theoretische Ansätze der Erklärung menschlichen Handelns überflüssig zu machen" (186).
Inhalt: 1. Politische Kultur und Politische Wissenschaft: Zur Einführung in die Problematik: 1.1. Politische Kultur und Politische Wissenschaft; 1.2 Vom ursprünglichen Ansatz zur gegenwärtigen Situation; 1.3 Kausalität oder Intentionalität?; 1.4 Kultur und Theorie. 2. Kausalität und Sozialisation: Der political culture approach: 2.1 Die neue Fragestellung; 2.2 Theoretische Anknüpfungspunkte; 2.3 Begriff und Theorie der Politischen Kultur; 2.4 Typen Politischer Kultur; 2.5 Wissenschaftstheorie und Methoden; 2.6 Kritikpunkte. 3. Der Übergang zur Intentionalität: Karl Rohe und Werner Patzelt: 3.1 Politische Soziokultur und Politische Deutungskultur; 3.2 Ethnomethodologische Betrachtungen; 3.3 Der Übergang zur Intentionalität. 4. Intentionalität und Interpretation: Politische Kultur nach Charles Taylor: 4.1 Elemente möglicher Diskurse; 4.2 Die Erklärung des Handelns; 4.3 Self-interpreting animals; 4.4 Starke Wertungen und Lebensgüter; 4.5 Hermeneutik als praktische Philosophie; 4.6 Philosophische Anthropologie und Politische Kultur. 5. Bilanz und methodischer Ausblick; 6. Epilog, oder: Grenzen der Neurowissenschaften.
Tanja Pritzlaff (TP)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen.
Rubrizierung: 2.23 | 5.42 | 1.1
Empfohlene Zitierweise: Tanja Pritzlaff, Rezension zu: Volker Pesch: Handlungstheorie und Politische Kultur Wiesbaden: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4700-handlungstheorie-und-politische-kultur_14764, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 14764
Rezension drucken
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen.
CC-BY-NC-SA