Skip to main content
/ 21.06.2013
Peter Longerich

Heinrich Himmler. Biographie

Berlin: Siedler Verlag 2008; 1.037 S.; Ln., 39,95 €; ISBN 978-3-88680-859-5
Longerich schließt die Forschungslücke einer bislang fehlenden deutschen wissenschaftlichen Biografie Heinrich Himmlers. Seine These: Ohne präzise Kenntnis des Werdegangs des Reichsführers-SS und seiner Gedankenwelt lässt sich die Entwicklung der SS nicht verstehen. Auf der Grundlage eines enormen Quellenbestandes inklusive umfassender Tagebuchaufzeichnungen gelingt es Longerich, detailliert die Entwicklung Himmlers vom jungen Schwächling zum gnadenlosen SS-Führer nachzuzeichnen. Die Primärquellen liegen in Archiven in ganz Deutschland, in Moskau, Washington und Yad Vashem. Longerich kann aber auch auf Arbeiten anderer Historiker zurückgreifen, so etwa auf den „Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42“. Longerich hat die Biografie in sechs Teile gegliedert, in denen er sich einzeln Himmlers Kindheit, seiner Bedeutung im Dritten Reich, der SS, seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg, seinen großgermanischen Vorstellungen sowie der Zeit des Untergangs des NS-Reiches widmet. Er verzichtet im Haupttext auf Verweise zum Forschungsdiskurs. Die ohnehin gute Lesbarkeit des Werkes wird dadurch zusätzlich gesteigert. Biografien bringen im besten Fall dem Leser nicht nur die historische Figur näher, sondern auch die damalige Zeit, die Milieus und die Denkweise der Menschen. Die Himmler-Biografie ist ein exzellentes Beispiel für eine solche Arbeit. Longerich nähert sich vorsichtig der psychischen Entwicklung Himmlers, ohne dabei vereinfachende Rückschlüsse von dessen Kindheit auf die späteren Taten zu ziehen. Dasselbe gilt für die Literatur, die Himmler gelesen hat. Longerich kombiniert Strukturgeschichte und Biografie in beispielhafter Weise. Beachtlicherweise ist ihm ein Buch gelungen, dass nochmals neue und spannende Sichtweisen auf eine Schlüsselfigur der NS-Zeit bietet – obwohl die geschichtswissenschaftliche Literatur zum Nationalsozialismus seit Jahren nicht mehr zu überblicken ist.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Peter Longerich: Heinrich Himmler. Berlin: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28229-heinrich-himmler_33207, veröffentlicht am 03.12.2008. Buch-Nr.: 33207 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
Neueste Beiträge aus
Das Fach Politikwissenschaft