/ 19.06.2013

Michael Klundt (Hrsg.)
Heldenmythos und Opfertaumel. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen im deutschen Geschichtsdiskurs
Köln: PapyRossa Verlag 2004; 191 S.; brosch., 13,50 €; ISBN 3-89438-288-0Welche „Tendenzen historischer Selbstvergewisserung und Identitätsbestimmung" (7) prägen seit 1989 den Umgang der Deutschen mit der Zeit des Nationalsozialismus? Debatten, in denen die Vergangenheit bewertet und bewältigt wird, haben ihren Ursprung oftmals in Reden, Büchern oder Filmen. Diese beeinflussen das Geschichtsbild, mit ihnen wird Politik gemacht. Die Autoren analysieren einige der Aspekte dieser Geschichtspolitik, so unter anderem die gedankenlose Wiederholung von Spielfilmen der NS-Zeit oder die Darstellungen von Opfern und Tätern in den Dokumentationen von Guido Knopp. In zwei Beiträgen wird (nicht zum ersten Mal) außerdem Jörg Friedrich für seine Darstellung der deutschen Bombenopfer in „Der Brand" kritisiert. Nach Klundts Ansicht ist bei Friedrich oder beispielsweise hinsichtlich des Umgangs mit den Vertriebenen das immer wieder auftretende geschichtspolitische Ziel zu erkennen, einen Einzelaspekt (etwa Bombenkrieg oder Vertreibung) unzulässigerweise aus dem Gesamtzusammenhang des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs herauslösen zu wollen.
Aus dem Inhalt:
I. Der Zweite Weltkrieg - Ursachen, Folgen und verdrängte Fakten
Kurt Pätzold:
Auch die Geschichte kennt ihre Zahltage - Die Debatte über den „Bombenkrieg" (14-40)
Gerhard Zwerenz:
Das verschwundene Denkmal oder: Der Zweite Weltkrieg - eine biografische Annäherung (41-55)
II. Faschismus und Krieg in Film und Fernsehen
Bernd Kleinhans:
Triumph der Unterhaltung. Ideologische Struktur und Präsenz des NS-Spielfilms nach 1945 (58-81)
Gerd Wiegel:
Familiengeschichte vor dem Fernseher. Erinnerte NS-Geschichte in den Dokumentationen Guido Knopps (82-102)
III. Geschichtspolitik und Opferdiskurse
Erich Später:
Siebzig Jahre völkischer Nationalismus: Von der „Sudetendeutschen Volksgemeinschaft" zur „Volksgruppe im Exil" (104-133)
Silke Schneider:
BeFreier vs. Befreite? NS-Vergangenheit und Weltkrieg in Geschlechterperspektive (134-155)
Michael Klundt:
Die Nation im Helden- und Opfertaumel - Geschichtspolitische Debatten und Tendenzen seit 1989 (156-189)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.35 | 2.312
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Michael Klundt (Hrsg.): Heldenmythos und Opfertaumel. Köln: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/20826-heldenmythos-und-opfertaumel_24283, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 24283
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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