/ 30.05.2013
Jesper Bengtsson
Ikone der Freiheit. Aung San Suu Kyi. Eine Biographie. Aus dem Schwedischen von Andreas Brunstermann
Hamburg: Rotbuch Verlag 2013; 317 S.; geb., 19,99 €; ISBN 978-3-86789-172-1„Als sie für die Nachwahl im April kandidiert hatte, war ihr die Frage gestellt worden, wo sich Burma auf einer demokratischen Skala von 1 bis 10 befände. ‚Wir sind auf dem Weg zur Eins‘, hatte sie damals geantwortet“ (11). Jesper Bengtsson zeichnet in dieser Biografie der burmesischen Politikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi deren langwierigen Kampf gegen die Militärdiktatur in ihrer Heimat nach. Nicht ganz chronologisch startet der Autor sein Werk, das er auf persönliche Kontakte und Interviews stützt, mit dem Beginn des zweiten Hausarrests. Anschließend wird eine der wichtigsten Personen umrissen, deren Existenz auch den heutigen Erfolg der Burmesin erklärt – ihr Vater Aung San ist als Befreier Burmas über die Landesgrenzen hinaus bekannt und die historisch vielleicht wichtigste Person des Landes. Der Autor erwähnt diesen Zusammenhang zwar, tut ihn im Folgenden aber wortreich als Nichtigkeit ab. Dies nimmt dem Buch seinen objektiven Charakter. Dies gilt ebenso für die Neigung, das Umfeld Aung San Suu Kyis unnötig zu heroisieren. So wird Khin Kyi, ihre Mutter, nur am Rande kritisiert. Diese hatte sich allerdings vehement gegen die Heirat ihrer Tochter mit dem Nicht‑Burmesen gestellt und selbst Suu Kyi war sich offenbar lange unsicher, ob sie einen Ausländer heiraten sollte. Sie fürchtete, dies könne ihrem Ansehen im eigenen Land schaden. Ehegatte Michael Aris wird dann aber im Laufe des Buches zu einem der großen Oppositionsführer, „der einen Anteil an diesem immer noch währenden Veränderungsprozess hatte“ (192). Zwar erwähnt Bengtsson, dass Suu Kyi sich selbst als Chefin der Oppositionsbewegung vorgeschlagen und nominiert habe, beschreibt sie dennoch als „sympathisch unprätentiös“ (149) und behauptet, jede Kritik an ihr sei aus dem Zusammenhang gerissen. Der Autor würzt das Buch dann noch mit überraschenden Anekdoten über burmesische Autos und ungewöhnliche Kindheitsgeschichten aus dem Leben Suu Kyis. Insgesamt betrachtet agiert Bengtsson stellenweise mehr als Hofberichterstatter denn als unabhängiger Autor, so meint er bewundernd: „Die Generäle wissen schlichtweg nicht, wie sie mit einer Person umgehen sollen, die über solch entwaffnende soziale Fähigkeiten verfügt“ (126).
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.1 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Jesper Bengtsson: Ikone der Freiheit. Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/161-ikone-der-freiheit_43541, veröffentlicht am 21.03.2013. Buch-Nr.: 43541 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenStudent der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
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