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/ 18.06.2013
Oliver Hilmes

Im Fadenkreuz. Politische Gustav-Mahler-Rezeption 1919-1945. Eine Studie über den Zusammenhang von Antisemitismus und Kritik an der Moderne

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2003 (Europäische Hochschulschriften: Reihe III, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 958); 259 S.; brosch., 40,40 €; ISBN 3-631-51041-1
Diss. Potsdam; Gutachter: C. Kleßmann, M. Görtemaker. - In einem „Grenzgebiet von Geschichts- und Musikwissenschaft" (19) fragt der Autor nach der politischen Rezeption der Musik von Gustav Mahler als auffälligem Beispiel für die Politisierung der Musik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mahler, der vielleicht wichtigste Sinfoniker des 20. Jahrhunderts, galt als geistiger Vater der musikalischen Avantgarde. Hilmes wirft „durch die Brille von Musikern, Konzertkritikern, Politikern und Musikideologen" (14) einen Blick auf die Mahler-Rezeption von 1919 bis 1945, also in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und im österreichischen „Ständestaat". Zwar sei die politische Mahler-Rezeption in der Weimarer Republik heterogen und vielfach widersprüchlich gewesen. Dennoch sei nicht zu übersehen, dass sich die nationalsozialistische Musikideologie auf Tendenzen stützte, die sich lange vor 1933 entwickelt hatten: „Zahlreiche Musikideologen sahen einen unauflösbaren Zusammenhang zwischen Mahlers Rolle als Wegbereiter der Moderne und seiner jüdischen Herkunft." (23) Die Musik Mahlers wurde zwar im Dritten Reich nicht offiziell verboten, dennoch aber fast nicht mehr gespielt. Im Kontrast zu dieser Entwicklung stand zwischen 1933 und 1938 die ausgeprägte Mahler-Rezeption in Österreich. Der Autor bescheinigt dieser allerdings etwas „Fassadenhaftes" (219), sie habe der politischen Selbstdefinition Österreichs in Abgrenzung zum Dritten Reich gedient. Als Fußnote der Geschichte erwähnt Hilmes die Konzert-Besuche Hitlers in Wien zu Beginn des Jahrhunderts - er habe Mahler als Wagner-Interpreten verehrt.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3112.3122.42.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Oliver Hilmes: Im Fadenkreuz. Frankfurt a. M. u. a.: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/20268-im-fadenkreuz_23620, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23620 Rezension drucken
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