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/ 03.12.2015
AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e. V. / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. (Hrsg.)

Inklusive Gesellschaft – Teilhabe in Deutschland

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Wirtschafts- und Sozialpolitik 15); 227 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8487-1950-1
Unter Berufung auf die 2006 verabschiedete UN‑Behindertenrechtskonvention wird Inklusion in der öffentlichen Diskussion überwiegend noch als strategischer Ansatz verstanden, der Menschen mit Behinderungen gleiche Teilhabechancen eröffnet – und dies primär bezogen auf das Bildungssystem. Gegen diese Einengung wendet sich der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit guten Gründen. Er vertritt entschieden ein weites Verständnis von Inklusion als „Forderung nach Verwirklichung gleicher sozialer Rechte und gesellschaftlicher Handlungsoptionen unabhängig von Lebenslage und gesellschaftlichen Umweltbedingungen“ (12) und kann sich dabei auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 9. Februar 2010 berufen, das die Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums als verfassungsrechtlich verbürgten individuellen Leistungsanspruch definierte. Mit dieser Publikation plädiert der Bundesverband der AWO deshalb für einen Inklusionsbegriff, der „gesellschaftliche Teilhabe aus einem vordergründig gruppenbezogenen Kontext“ (15) löst. Der Band beruht auf den zusammengefassten Ergebnissen eines gemeinsam mit dem Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. (ISS‑Frankfurt a. M.) von 2012 bis 2014 durchgeführten Projektes, das Teilhabechancen in unterschiedlichen Lebenszusammenhängen untersuchte. Exemplarisch werden Ausgrenzungsmechanismen und Chancen auf Teilhabe in fünf verschiedenen Lebenssituationen analysiert: Zugang zu frühkindlicher Bildung für benachteiligte Familien; Praktiken der Schulsozialarbeit und Jugendhilfe für Kinder und Jugendliche; prekäre Lebenslagen im Rechtskreis des SGB II; sozialraumorientierte Unterstützung für ältere Menschen in Wohnquartieren; Zugangschancen alleinerziehender Mütter und von Menschen mit Migrationshintergrund zum Gesundheitssystem. Diese Einzelstudien sind eingerahmt einerseits von einem knappen Abriss der Debatte über den Inklusionsbegriff und andererseits von Handlungsempfehlungen, die die Implikationen des Inklusionsprinzips auf kultureller, struktureller und praktischer Ebene zusammenfassen. Die ausführlichen Teilstudien des Projektes sind unter www.iss‑ffm.de verfügbar.
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Rubrizierung: 2.352.3312.343 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e. V. / Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. (Hrsg.): Inklusive Gesellschaft – Teilhabe in Deutschland Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39146-inklusive-gesellschaft--teilhabe-in-deutschland_47221, veröffentlicht am 03.12.2015. Buch-Nr.: 47221 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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