Skip to main content
/ 18.06.2013
Ulrich Willems (Hrsg.)

Interesse und Moral als Orientierungen politischen Handelns

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2003 (Schriftenreihe der Sektion Politische Theorien und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft 4); 374 S.; brosch., 69,- €; ISBN 3-8329-0103-5
Im Alltagsverständnis müsste die Beziehung zwischen Politik und Moral vermutlich als Verfallsgeschichte geschrieben werden - scheinen doch politische Akteure primär einem strategischen Handlungskalkül zu folgen, während Tugendappelle an die individualisierten Bürger in der Regel wirkungslos bleiben. Dieses verbreitete Bild wird zudem vom sozialwissenschaftlichen Mainstream gestützt; in systemtheoretischer Perspektive nimmt Moral nur einen residualen Status ein und entscheidungstheoretische Ansätze führen (vermeintlich) altruistische Einstellungen auf individuelle Nutzenabwägungen zurück. Auf Politische Theorie hingegen, die sich einem nicht-reduktionistischen Begriff von Politik verpflichtet weiß, muss diese Moralskepsis - so argumentiert der Herausgeber in seiner umfangreichen Einleitung - wie eine Provokation wirken. Die Beiträge wollen den Moraldiskurs wieder aufnehmen, um „der theoriegeleiteten Erforschung des Verhältnisses von Interesse, Moral und Politik [...] und insbesondere der Erforschung der Bedingungen und Umstände individuellen moralischen Engagements [...] das Feld zu öffnen" (80). Der Band beruht auf einer im Juni 1999 in der Evangelischen Akademie Loccum durchgeführten Tagung der Sektion Politische Theorie und Ideengeschichte der DVPW. Aus dem Inhalt: Ulrich Willems: Moralskepsis, Interessenreduktionismus und Strategien der Förderung von Demokratie und Gemeinwohl. Eine kritische Sichtung politiktheoretischer Reflexionen über Interessen und Moral als Orientierungen politischen Handelns (9-98) I. Zur Theorie von Interesse und Moral Kai-Uwe Hellmann: Sind wir eine Gesellschaft ohne Moral? Soziologische Anmerkungen zum Verbleib der Moral in der Moderne (101-133) Jane J. Mansbridge: Das umstrittene Wesen des Gemeinwohls (135-170) Gertrud Nunner-Winkler: Die soziale Reproduktion von Moral (171-201) II. Interesse und Moral in unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Kontexten Birger P. Priddat: Moral, Politik, etc. Commitiale Strukturen als Politikform (205-229) Frank Nullmeier: Das Politische in der Sozialpolitik. Interessenkalküle und Solidaritäten in der Krise des Sozialstaats (231-247) Winfried Thaa: Symbolische Ressourcen der Demokratie. Interesse und Moral in den postkommunistischen Transformationsprozessen Osteuropas (249-260) Peter Mayer: Der Moralpessimismus in den Internationalen Beziehungen und die Theorie internationaler Regime (261-292) Michael Th. Greven: Die Entscheidung zum Krieg als politische Innovation. Überlegungen und Beobachtungen zu den öffentlichen Begründungsmustern ‚Interesse' und ‚Moral' (293-312) III. Interesse und Moral in pluralistischen Gesellschaften Hartmut Behr: Gerechtigkeit in einer Gesellschaft der Differenz: Rekonstruktion und Kritik einiger Stränge der Multikulturalismusdebatten in den USA (315-331) Hans J. Lietzmann: Europäische Institutionenpolitik und die Differenz nationaler politischer Moral (333-349) Horst Hegmann: Ökonomische Sozialvertragstheorie ohne ökonomistisches Missverständnis (351-370)
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.442.24.12.642.23 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Ulrich Willems (Hrsg.): Interesse und Moral als Orientierungen politischen Handelns Baden-Baden: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/19762-interesse-und-moral-als-orientierungen-politischen-handelns_23002, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23002 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA