/ 22.06.2013
Marcel Klinge
Islam und Integrationspolitik deutscher Bundesregierungen nach dem 11. September 2001
Online-Publikation 2012 (http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/klinge-marcel-2012-06-21/PDF/klinge.pdf); 259 S.Diss. FU Berlin; Begutachtung: G.‑J. Glaeßner, W. Reutter. – Angela Merkel setzte in ihrer ersten Amtszeit das Thema der Integration auf ihre politische Agenda und strebte eine Intensivierung des Dialogs mit dem Islam an, der dann (unter anderem) auf der Deutschen Islam Konferenz (DIK) im September 2006 geführt wurde. Zwar bescheinigte Wolfgang Schäuble der DIK einen positiven Verlauf und konstatierte am Ende des dreijährigen Dialogs eine geringer werdende Distanz zwischen Mehrheitsgesellschaft und Muslimen. Allerdings passen der große (Verkaufs‑)Erfolg von Thilo Sarrazins Buch und die Äußerungen von Bundesinnenminister Hans‑Peter Friedrich, wonach der Islam nicht zu Deutschland gehöre, nicht zu dieser Einschätzung. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich Marcel Klinge mit der Funktion und Reichweite der DIK und ihren Implikationen für die Integrationspolitik in Deutschland. Er beabsichtigt demnach, „eine sozialwissenschaftliche Evaluation der ersten Deutschen Islam Konferenz“ (4) vorzulegen. Für seine auf dem Ansatz des akteurszentrierten Institutionalismus aufbauenden Einzelfallstudie, die die 14. bis 16. Wahlperiode des Deutschen Bundestages als Untersuchungszeitraum setzt, stützt sich Klinge auf für sein Thema relevante Dokumente und Texte, die er unter Rückgriff auf eine „qualitative Inhaltsanalyse, die sozialwissenschaftliche Hermeneutik, die Diskursanalyse sowie die qualitative Konversationsanalyse“ (17) auswerten will. Außerdem führt er insgesamt zwölf Experteninterviews mit Teilnehmern der DIK, an der DIK mitwirkenden Personen sowie „Beobachtern“ (15) der Konferenz. Klinges Arbeit ist auf den ersten 200 der insgesamt 223 Seiten eher deskriptiv‑referierender Natur und interpretiert die von ihm gesichteten Dokumente nur marginal. Erst auf den letzten Seiten trägt seine Dissertation die versprochenen evaluativen Züge und bescheinigt der DIK ein „Output‑Defizit“ (200), weil die Konferenz eher Absichtserklärungen denn konkrete Gesetze oder politische Maßnahmen hervorgebracht habe. Man ist versucht zu fragen, was denn angesichts der komplexen Herausforderung realistischerweise erwartet werden konnte, und ist dann fast schon glücklich, von dem „hohen appellativen Symbolwert“ (205) der DIK zu lesen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.324 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Marcel Klinge: Islam und Integrationspolitik deutscher Bundesregierungen nach dem 11. September 2001 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de//index.php?option=com_content&view=article&id=35828, veröffentlicht am 11.04.2013. Buch-Nr.: 43500 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenM. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
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