/ 22.06.2013
Fritz Schulze / Holger Warnk (Hrsg.)
Islam und Staat in den Ländern Südostasiens/Islam and State in Southeast Asia
Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2010 (Frankfurter Forschungen zu Südostasien 7); X, 245 S.; 48,- €; ISBN 978-3-447-06408-8Der Islam in Südostasien zeichnet sich durch eine große Heterogenität aus, seine Stellung im Staat variiert und dies nicht nur in Abhängigkeit davon, ob die Bevölkerungsmehrheit diesem Glauben anhängt. Karoline Herrmann, Isabel Pitz und Patrick Ziegenhain leiten in diesem Band mit einem Überblick ein, in dem die sechs in den weiteren Beiträgen berücksichtigen Länder danach gewichtet werden, ob der Islam dort dominiert bzw. Staatsreligion (Indonesien, Malaysia, Brunei) oder eine Minderheitenreligion ist (Singapur, Thailand, Birma/Myanmar). Damit werden Länder in den Blick genommen, die in der Debatte über Islam und Staat (und Demokratie) zumindest aus europäischer Perspektive oft wenig Beachtung finden, tatsächlich aber eine große Bandbreite möglicher Beziehungsformen repräsentieren. Bei der Feststellung von Gemeinsamkeiten durch Herrmann, Pitz und Ziegenhain sticht heraus, dass auch in den Ländern, in denen der Islam Mehrheitsreligion ist, Verfassungsvorgaben dem radikalen Islamismus Grenzen setzen. In den drei Ländern, in denen er eine Minderheitenreligion ist, „sind die Religionen verfassungsrechtlich formal gleichberechtigt“ (16), allerdings seien die Muslime dort gesellschaftlich und ökonomisch marginalisiert. Grundsätzlich komme dem Islam, so eine weitere zentrale Aussage der Autoren, in allen südostasiatischen Staaten eine gesellschaftliche und politische Bedeutung zu. Nach dieser hilfreichen Einführung wird das Thema in länderspezifischen Beiträgen auf Makro- wie auf Mikroebene vertieft. Das übergeordnete Verhältnis von Islam und Staat sowie die unterschiedlichen Konzeptionen werden für Indonesien, Malaysia, Brunei, (Süd-)Thailand und Birma/Myanmar beschrieben. Hinzu kommen Beiträge über die indonesische Sozialpolitik sowie über einen Fall korrumpierter Lokalpolitik in diesem Land, die Stellung muslimischer Tamilen in Singapur als einer doppelten Minderheit, die islamischen Familiengesetze in Malaysia und die muslimische Frauenbewegung in Thailand. Insgesamt wird damit ein aufschlussreicher Einblick in die Vielfältigkeit des Islams, seiner rechtlichen Stellung sowie seiner politischen Wirkung geboten. Die Beiträge gehen überwiegend auf ein Symposium zurück, das im Juni 2008 an der Goethe-Universität Frankfurt stattfand.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 2.23 | 2.21 | 2.26 | 2.27
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Fritz Schulze / Holger Warnk (Hrsg.): Islam und Staat in den Ländern Südostasiens/Islam and State in Southeast Asia Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33435-islam-und-staat-in-den-laendern-suedostasiensislam-and-state-in-southeast-asia_40010, veröffentlicht am 14.07.2011.
Buch-Nr.: 40010
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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