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/ 22.06.2013
Herbert Kopp-Oberstebrink / Thorsten Palzhoff / Martin Treml

Jacob Taubes – Carl Schmitt. Briefwechsel mit Materialien

München: Wilhelm Fink Verlag 2011; 327 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-7705-4706-7
Mit diesem Briefwechsel ist ein weiterer Teil der umfangreichen Korrespondenz Carl Schmitts veröffentlicht. Diese Korrespondenz ist allerdings eine besonders ungewöhnliche, weil der Briefpartner auf den ersten Blick so gar nichts mit Schmitt und seinem Kreis gemeinsam hat. Jacob Taubes ist Jahrgang 1923 – somit 35 Jahre jünger als Schmitt, Sohn einer rabbinischen Gelehrtenfamilie, 1943 selbst als Rabbiner ausgebildet und zugelassen. 1947 wird Taubes mit einer im weitesten Sinn religions- und geschichtsphilosophischen Arbeit promoviert. Damit ist auch die erste und wichtigste thematische Brücke zu den Arbeiten Schmitts benannt. Nach dem Krieg ist Taubes in Israel und den USA als Religionswissenschaftler tätig. 1966 erhält er einen Lehrstuhl für Judaistik und Hermeneutik an der FU Berlin. In Berlin ist der linksradikale Taubes in eine Reihe wissenschaftlicher und politischer Kämpfe verstrickt. Der Anlass für den Briefwechsel ergibt sich aus der Freundschaft zwischen Taubes und Armin Mohler, der intellektuellen Schlüsselfigur der Neuen Rechten in der frühen Bundesrepublik, der einen Brief an Schmitt weiterleitet. So kommt es zu dem relativ schmalen Schriftwechsel von 50 überlieferten Briefen, deren zeitlicher Schwerpunkt in den späten 1970er-Jahren liegt. Die Korrespondenz dreht sich vor allem um die politische Theologie, um Fragen der Hobbes-Exegese, um Projekte von Taubes, zu denen er Schmitt einlädt und befragt, um Hamlet, Walter Benjamin, Hans Blumenberg und vieles mehr. Die Initiative zu den Themen geht meist von Taubes aus, der auch längere Briefe verfasst, während der greise Schmitt eher knapp und im typischen Duktus seiner Selbststilisierung antwortet. Die Briefe sind in dieser Edition mit umfangreichen Kommentaren versehen – von den 100 Druckseiten des Briefwechsels besteht wohl die Hälfte aus Kommentartext. Auf weiteren 100 Seiten werden Briefe von und an Dritte und Vierte wiedergegeben, die Einblicke in das geistige Netzwerk um die beiden Korrespondenten erlauben. Als Drittes finden sich Texte von Taubes über Schmitt und die politische Theologie wieder abgedruckt. Unter dem Titel „Paulinische Feindschaft“ liefert der Berliner Religionswissenschaftler und Judaist Martin Treml im Anhang schließlich einen knappen, aber luziden Kommentar zu dem Briefwechsel.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.46 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Herbert Kopp-Oberstebrink / Thorsten Palzhoff / Martin Treml: Jacob Taubes – Carl Schmitt. München: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35008-jacob-taubes--carl-schmitt_42122, veröffentlicht am 24.05.2012. Buch-Nr.: 42122 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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