/ 06.06.2013

Birgit Bublies-Godau / Monika Faßbender / Hans-Georg Fleck / Jürgen Frölich / Hans-Heinrich Jansen / Beate-Carola Padtberg (Hrsg.)
Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung. 22. Jahrgang 2010. Hrsg. im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010; 272 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8329-5852-7In diesem Band wird der Themenschwerpunkt des vorjährigen Jahrbuchs – liberale Erinnerungsorte – fortgeführt. Darüber hinaus ist er der liberalen Außenpolitik im 20. Jahrhundert gewidmet. Diese wird in vier Beiträgen zeitgeschichtlich nachvollzogen. Wolfgang Michalka sieht in der Außenwirtschaftspolitik Walther Rathenaus schon früh liberale, weil friedensschaffende Gedanken verwirklicht. Rathenau habe durch die Erkenntnis, dass politisches Handeln zwangsweise multilateral sein müsse, um Frieden zu bewahren, der tradierten militärischen Machtpolitik ein valides Pendant entgegengestellt. Eberhard Kolb zeigt, dass auch Gustav Stresemann in pragmatischer Manier die weltwirtschaftliche Verflechtung als Mittel sah, den deutschen Platz im Konzert der Mächte wieder zurückzugewinnen. Joachim Scholtyseck macht durch die Beschreibung der politischen Ziele Walter Scheels deutlich, wie sehr sich die Vorkriegs- und Nachkriegsideale einer liberalen Außenpolitik unterschieden. Wo zuvor noch ein machtorientierter Revanchismus Triebfeder politischen Handels gewesen war, entstand nach dem Krieg in der FDP eine pragmatische, dem Konzept der Zivilmacht ähnelnde Politikauffassung. Deutlich wird dabei Scheels Ablehnung außenpolitischer Ideologien und totalitärer Staatsauffassung. Abschließend diskutiert Andreas Wirsching die Konstanten der multilateralen Außenpolitik eines Hans-Dietrich Genscher, der durch seinen kooperativen Politikstil Kompatibilitäten schuf, anstatt Gegensätze zwischen den verhandelnden Parteien zu schärfen (z. B bei der Verabschiedung der KSZE-Schlussakte und in der Nachrüstungsdebatte). Beschrieben werden also vier Größen liberaler Außenpolitik. Politikwissenschaftlich gesehen erscheint die Außenpolitik zur Zeit Rathenaus und Stresemanns leider nur als die Politik großer Männer, die Zeit Scheels und Genschers wird dagegen detaillierter aufgearbeitet. Insgesamt handelt es sich um ein lesenswertes Brevier zu den Grundzügen liberaler Außenpolitik.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.331 | 2.311 | 4.21 | 2.61 | 2.22 | 2.35
Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Birgit Bublies-Godau / Monika Faßbender / Hans-Georg Fleck / Jürgen Frölich / Hans-Heinrich Jansen / Beate-Carola Padtberg (Hrsg.): Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung. 22. Jahrgang 2010. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9145-jahrbuch-zur-liberalismus-forschung-22-jahrgang-2010_39899, veröffentlicht am 19.01.2011.
Buch-Nr.: 39899
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Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
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