/ 08.08.2013
Bernhard Sutor
Katholische Soziallehre als politische Ethik. Leistungen und Defizite
Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2013; 296 S.; kart., 39,90 €; ISBN 978-3-506-77680-8Die Katholische Soziallehre, erklärt Bernhard Sutor anfangs, umfasse „alle für die Ordnung in und zwischen Gesellschaften und Staaten relevanten Fragen“ (10). Seine Beiträge aus den vergangenen 30 Jahren verbindet damit die Frage, was die Katholische Soziallehre zur politischen Ethik erstens beitragen soll, zweitens beigetragen hat und drittens welche Defizite sich hierbei auftun. Die Artikel sind vier Abschnitten zugeordnet. Im ersten Teil werden Grundfragen des Verhältnisses von politischer Ethik und Katholischer Soziallehre auf eine lesenswerte Weise abgehandelt. Sutor plädiert dafür, dass das Besondere der Politik explizit von Anfang an in Überlegungen der Katholischen Soziallehre einfließen müsse. Dies bedeute, dass das Machbare im Vordergrund stehe, um das Gemeinwohl gestritten werde und Moral zwar wichtig sei, aber niemals vollkommen durchsetzbar, weshalb Kompromisse zu akzeptieren seien. So seien letztlich die drei Dimensionen – Ziele, Mittel und Handeln – zu berücksichtigen, wobei anzuerkennen sei, dass unterschiedliche ethische Ziele in Spannungen zueinander stehen, dass es bei den Mitteln um Macht und damit um Fragen nach Institutionen und Recht als ethisch relevante Bereiche gehe und beim Handeln die politische Klugheit zentral sei. Die Katholische Soziallehre habe aber, so Sutor, Schwierigkeiten, diese komplexe Realität der Politik anzuerkennen, weil sie dazu neige, „unpolitisch zu moralisieren oder zu theologisieren“ (13). Das Ziel müsse es hingegen sein, einen Mittelweg zwischen Prinzipien und lösungsorientierten Perspektiven zu finden. Vor diesem Hintergrund entwirft der Autor beispielhaft an jeweils aktuellen Themen seine Abhandlungen. Im zweiten Abschnitt wendet er sich der politischen Ordnung des demokratischen Verfassungsstaates zu. Dabei skizziert er unter anderem das Verhältnis von Politik und Religion so, dass er eine Trennung befürwortet, die jedoch eine Förderung der Kirche durch den Staat insoweit zulässt, als die Kirche wichtige gesellschaftliche Aufgaben übernimmt. Allen voran sieht Sutor diese Aufgabe im öffentlichen Wirksammachen des spezifischen Glaubens, um diesen für das moralische Fundament der Gesellschaft im Sinne einer Verteidigung der Menschenwürde und der Menschenrechte einzusetzen. Das Wirken der Kirche dürfe dabei „auch die Form prophetisch‑kritischer Rede annehmen“ (97), um gegen Pathologien der Moderne aufmerksam zu machen. Der dritte Abschnitt behandelt Themen der sozialen und politischen Gerechtigkeit, bevor im abschließenden Teil Fragen einer Ethik internationaler Politik diskutiert werden.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 5.44 | 2.35 | 2.3 | 4.1
Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Bernhard Sutor: Katholische Soziallehre als politische Ethik. Paderborn u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36047-katholische-soziallehre-als-politische-ethik_43732, veröffentlicht am 08.08.2013.
Buch-Nr.: 43732
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Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
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