/ 17.06.2013

Anja Weiß / Cornelia Koppetsch / Albert Scharenberg / Oliver Schmidtke (Hrsg.)
Klasse und Klassifikation. Die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2001; 272 S.; brosch., 28,- €; ISBN 3-531-13749-2Die klassische Ungleichheitsforschung, die ungleich verteilte soziale Chancen aus strukturell verankerten Positionen ableitet, ist durch die vielfältigen Analysen, die - unabhängig von Klassen- oder Schichtenzugehörigkeiten - die Bedeutung unterschiedlicher Lebensstile und kultureller Präferenzen für das Selbstverständnis von Individuen und Gruppen betonen, in die Defensive geraten. Auf die unübersehbaren Tendenzen von Pluralisierung und Individualisierung habe die kultursoziologische Wende in der Ungleichheitsforschung in einer Weise reagiert - so die Zuspitzung von Eder - in der der "Diskurs des Geschmacks [...] den Diskurs sozialer Ungleichheit" ersetzt (28). Andererseits fällt es jedoch auch neueren Strukturtheorien sozialer Ungleichheit schwer, kulturelle Differenzen, die nicht auf die Platzierung im Erwerbsprozess zurückgeführt werden können, angemessen zu berücksichtigen. Das gilt in den Augen der Autoren vor allem für jene kulturellen Klassifikationen, die auf Rassenkonstruktionsprozesse, Geschlechterverhältnisse oder ethnische Differenzierungen verweisen (16). Die Eigenständigkeit dieser Dimensionen betonend, votieren die Beiträge, an Bourdieus Konzept des sozialen Raums anschließend, für eine erneuerte Klassentheorie (17). "Ziel ist es, im Dialog von Migrationssoziologie, Geschlechterforschung und Ungleichheitssoziologie, von Politikwissenschaft und Soziologie verallgemeinerbare Aussagen über die Reproduktion von Ungleichheit im Medium symbolischer Auseinandersetzungen zu gewinnen." (16)
Inhalt: Anja Weiß / Cornelia Koppetsch / Albert Scharenberg / Oliver Schmidtke: Horizontale Disparitäten oder kulturelle Klassifikationen? Zur Integration von Ethnizität und Geschlecht in die Analyse sozialer Ungleichheiten (7-26); Klaus Eder: Klasse, Macht und Kultur. Zum Theoriedefizit der Ungleichheitsforschung (27-60); Loic J. D. Wacquant: Für eine Analytik rassischer Herrschaft (61-77); Anja Weiß: Rassismus als symbolisch vermittelte Dimension sozialer Ungleichheit (79-108); Cornelia Koppetsch: Milieu und Geschlecht. Eine kontextspezifische Perspektive (109-137); Oliver Schmidtke: Symbolische Gewalt im öffentlichen Diskurs: Eine kommunikations-theoretische Deutung ethnisch-kultureller Ungleichheit (139-174); Karin Schittenhelm: Milieubildung, symbolische Gewalt und soziale Ungleichheit. Statuspassagen junger Frauen aus eingewanderten Herkunftsfamilien (175-206); Helga Krüger: Statusmanagement und Institutionenregimes. Zum Umgang mit der Kategorie Geschlecht in der Lebenslaufforschung (207-220); Almut Riedel: Ethnische Zuordnung und soziale Ungleichheit in Face-to-face-Interaktionen. Drei Fallbeispiele aus sprachsoziologischer Perspektive (221-242); Albert Scharenberg: Der diskursive Aufstand der schwarzen "Unterklassen". Hip Hop als Protest gegen materielle und symbolische Gewalt (243-269).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.23 | 2.27 | 5.42
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Anja Weiß / Cornelia Koppetsch / Albert Scharenberg / Oliver Schmidtke (Hrsg.): Klasse und Klassifikation. Wiesbaden: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/16407-klasse-und-klassifikation_18838, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 18838
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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