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/ 19.06.2013
Rudolf Burger

Kleine Geschichte der Vergangenheit. Eine pyrrhonische Skizze der historischen Vernunft

Graz/Wien/Köln: Verlag Styria 2004 (Bibliothek der Unruhe und des Bewahrens 7); 127 S.; brosch., 16,90 €; ISBN 3-222-13149-X
Der Untertitel dieser kleinen Schrift verheißt begriffsgeschichtlich schon einen skeptischen Blick auf Historie ebenso wie auf Historik. Burger, der an der Universität für angewandte Kunst Wien Philosophie lehrt, möchte der „Geschichte" - ob nun in Gestalt geschichtsphilosophischer Entwürfe, holistischer Konstruktionen von Welt- und Nationalgeschichte oder auch schließlich lokaler Partialgeschichten - „einiges von ihrer epistemischen und moralischen Verbindlichkeit" nehmen (15), die so häufig kollektive Mythenbildung legitimiere. Dieses Ziel verfolgt er polemisch, in gekonnten Formulierungen und stets vor dem Hintergrund eines reichen ideengeschichtlichen Fundus, der Nietzsche und Borges ebenso wie Vico, Hegel und Valéry umfasst. Und wenn Burger am Ende resümiert: „Die Vergangenheit hat keine ontologische Dignität, sie ist als Geschichte eine kulturelle Schöpfung" und hinzufügt, die Zahl möglicher „richtiger" Geschichten sei „prinzipiell indefinit" (120 f.), dann dürfte diese These im Zuge einer zunehmenden Kulturalisierung von Sozialwissenschaften nicht mehr auf sonderlich großen Widerstand stoßen.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.2 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Rudolf Burger: Kleine Geschichte der Vergangenheit. Graz/Wien/Köln: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/20789-kleine-geschichte-der-vergangenheit_24241, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 24241 Rezension drucken
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