Mit dem Prozeß der Ablösung von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft befindet sich auch die Zeitstruktur moderner Gesellschaften im Wandel. Die Flexibilisierung und Ausdifferenzierung von Arbeitszeitmustern führt zur "Auflösung herkömmlicher Zeitstrukturen in der Wirtschaft bzw. der Arbeitswelt" (14). Anders als beispielsweise in Italien steht die Ausgestaltung von Zeitpolitik als kommunalem Handlungsfeld erst am Anfang. Die aus einem Forschungsverbund unter Beteiligung der Hans-Böckler-Stiftung hervorgegangene empirische Untersuchung ist an der Schnittstelle zwischen "Arbeit" und "Zeit" angesiedelt und geht der Frage nach, wie sich Zeitveränderungen in der Arbeitswelt auf die jeweiligen Städte auswirken. Auf der Basis von leitfadengestützten Experteninterviews werden am Beispiel von Karlsruhe, Wolfsburg, Münster und Bonn die jeweiligen Zeitprofile dargestellt, einzelne Themenfelder (Öffentlicher Dienst, Wirtschaft und Soziales, Verkehr und Energie, Bildung und Freizeit, Arbeitsrhythmen und Arbeitszeitorganisation, Einzelhandel und Öffnungszeiten) analysiert und schließlich Ansätze einer kommunalen Zeitpolitik und einer "Chrono-Urbanistik" (185 ff.) skizziert. "Leitbild einer solchen Politik sollte der Ausgleich divergierender Zeitinteressen und die Erhaltung bzw. Herstellung einer, in sozialer und ökologischer Hinsicht, zukunftsfähigen städtischen Zeitstruktur sein." (198)