/ 22.06.2013
Carsten Stark / Christian Lahusen (Hrsg.)
Korruption und neue Staatlichkeit. Perspektiven sozialwissenschaftlicher Korruptionsforschung
Norderstedt: Books on Demand 2010 (Reihe Verwaltungssoziologie 2); 197 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-8391-1226-7Die Autoren des Sammelbandes befassen sich mit dem Phänomen der Korruption aus sozialwissenschaftlicher Perspektive. Die Relevanz des Themas hat sich auch jüngst durch wiederkehrende Skandale über Korruption in Ämtern, Parteien, Stiftungen oder Unternehmen erwiesen. Dies könne ein Hinweis darauf sein, dass es sich bei Korruption um ein Strukturelement unserer Gesellschaft handele, so die Beobachtung der Herausgeber. Für die Beiträge des Bandes ist die Frage zentral, ob aktuelle gesellschaftliche Wandlungsprozesse Korruption etablieren und festigen. Dabei ist an einen „verschärften Wettbewerb auf den Märkten, sinkendes Unrechtsbewusstsein bei Eliten und Bürgen oder neue Steuerungsmodelle in der öffentlichen Verwaltung“ (8) zu denken. Jens Aderhold und Florian Döring befassen sich mit der sozialen und gesellschaftlichen „Kultivierung“ von Korruption. In ihren Überlegungen gehen sie davon aus, dass Korruption eine wahrscheinliche Begleiterscheinung von Interaktionssystemen ist, da Tauschsysteme immer für korruptive Handlungen anfällig seien. Traditionale und moderne Gesellschaften seien also kaum verschieden. Nur weil heute die gesellschaftlichen Teilbereiche Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder Recht deutlicher getrennt seien, schließe dies korruptive Handlungen über die Bereichsgrenzen hinaus nicht aus, so die Autoren. Sie führen dazu mit Blick auf Policy-Netzwerke weiter aus, dass sich gerade in diesen korruptive Strukturen bilden können. Daher resümieren sie, dass Organisationen dazu angehalten sein sollten, „die informalen, ‚hilfreichen’ Sozialkontakte [der Akteure] im Zaum zu halten“ (59). Sebastian Wolf betrachtet die Entwicklung internationaler Antikorruptionsregime. Deren Geschichte beginnt 1977 mit dem Foreign Corrupt Practices Act in den USA. Aber erst in den 90er-Jahren kam es über die Initiativen der OECD und der EU zu Abkommen, die auch Eingang in nationale Gesetzgebungen fanden. Wolf weist abschließend darauf hin, dass mancher die internationale Korruptionsbekämpfung auch als „imperialistisches Instrument westlicher Staaten“ (188) ablehnt.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.21 | 2.61 | 2.68 | 5.42
Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Carsten Stark / Christian Lahusen (Hrsg.): Korruption und neue Staatlichkeit. Norderstedt: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32360-korruption-und-neue-staatlichkeit_38610, veröffentlicht am 08.07.2010.
Buch-Nr.: 38610
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Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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