/ 21.06.2013
Elisabeth Röhrlich (Hrsg.)
Kreiskys Außenpolitik. Zwischen österreichischer Identität und internationalem Programm
Göttingen: V&R unipress 2009 (Zeitgeschichte im Kontext 2); 437 S.; 57,90 €; ISBN 978-3-89971-553-8Diss. Tübingen; Gutachter: A. Doering-Manteuffel, O. Rathkolb. – Röhrlich, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Demokratiezentrum Wien, untersucht in ihrer umfangreichen Studie die Themen und die Praxis der Außenpolitik Bruno Kreiskys. Dabei konzentriert sie sich auf die Jahre 1953 bis 1966. Kreisky prägte zunächst als Staatssekretär im Bundeskanzleramt, dann als Außenminister und Bundeskanzler die österreichische Neutralitäts- und Außenpolitik in entscheidendem Maße. Die Analyse wird von der Frage geleitet, in welcher Weise seine Außenpolitik eine „nationale Selbstfindungsstrategie“ (14) war und wie sie konzeptioniert und umgesetzt wurde. Die Autorin arbeitet heraus, auf welchem Bild Kreiskys Außenpolitik basierte und formuliert die These, dass die Außenpolitik ihm ein Feld bot, „am Selbstbild und der Außenwirkung der Zweiten Republik zu arbeiten“. Durch Abgrenzung von anderen Ländern habe er das internationale Profil Österreichs ebenso schärfen wollen wie durch staatenverbindende Zusammenarbeit, um auf diese Weise die Identifikation der Österreicher mit der Zweiten Republik zu stärken. Umgekehrt hätten die Inhalte dieser nationalen Identität aber auch Begründungen und Rechtfertigungen für bestimmte außenpolitische Positionen geliefert. Mit der spezifisch österreichischen Identität sei „spezifisch österreichische Außenpolitik“ (15) erklärt worden. Kreisky habe, so die Autorin, seinen Lebensweg in diese neue Österreichidentität eingebaut und sein politisches Wirken an seine Person gekoppelt. Biografische Erinnerungen seien so zur „‚Gedächtnispolitik’“ (16) geworden, mit der er seine Politik legitimierte. Daher rekonstruiert Röhrlich die Stationen in Kreiskys Leben, die sein außenpolitisches Denken prägten. Seine frühe Kindheit wurde noch von der Monarchie geprägt, er erlebte die krisengeschüttelte Erste Republik und das autoritäre Dollfuß-Schuschnigg-Regime. 1938 wurde er ins schwedische Exil gezwungen. Auf diesen Erfahrungen basierten die Entwicklung seiner Außenpolitik, mit der Kreisky dem kleinstaatlichen Österreich ein neues Profil in den internationalen Beziehungen geben wollte.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 2.4 | 2.1
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Elisabeth Röhrlich (Hrsg.): Kreiskys Außenpolitik. Göttingen: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31442-kreiskys-aussenpolitik_37426, veröffentlicht am 28.01.2010.
Buch-Nr.: 37426
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