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/ 18.06.2013
Gerhard Hanloser

Krise und Antisemitismus. Eine Geschichte in drei Stationen von der Gründerzeit über die Weltwirtschaftskrise bis heute

Münster: Unrast 2003; 135 S.; brosch., 14,- €; ISBN 3-89771-423-X
Zwischen dem Auftreten von Antisemitismus und wirtschaftlichen Krisen wurde bereits von Marx ein Zusammenhang hergestellt, insbesondere über die symbolische Verbindung der Figur des unproduktiven, Geld raffenden Juden mit dem über den Zins sich quasi selbst vermehrenden Geld. Der Autor will zeigen, dass diese Verbindung von Antisemitismus und Krise bis heute nachweisbar ist, allerdings hätten sich die Erscheinungsformen und Argumente verändert. Nach einer kurzen Einführung in die entsprechenden marxistischen Konzepte analysiert er die Gründerkrise von 1873, die Krise von 1929, die einen Grundstein für den Aufstieg der NSDAP legte, sowie die aktuelle ökonomische Krise einschließlich des Börsencrashs der New Economy. Die letzte Analyse erscheint allerdings nur wenig überzeugend. Es fehlt der Beleg, dass tatsächlich eine maßgebliche Erhöhung antisemitischer Aktivitäten festzustellen ist. Zudem wird kaum diskutiert, inwieweit diese Erscheinungen Teil von insgesamt rückwärts gewandten, auf Vereinfachung zielenden konservativen Weltbildern sind, die ihre Attraktivität, wie häufig in Krisensituationen, nicht aus ihren Inhalten, sondern aus ihrer scheinbaren Sicherheit und Vertrautheit beziehen.
Silke Becker (BE)
Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
Rubrizierung: 2.352.312.23 Empfohlene Zitierweise: Silke Becker, Rezension zu: Gerhard Hanloser: Krise und Antisemitismus. Münster: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/19803-krise-und-antisemitismus_23050, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23050 Rezension drucken
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