Die Lektüre dieses umfassenden Bandes ist alles andere als voraussetzungsfrei. Er dürfte vielmehr nur eine sehr kleine Schar von Spezialisten interessieren, die sich mit wirtschaftspolitischen Theorien befassen. Herrmann-Pillath will nicht mehr und nicht weniger als eine neue Theorie der internationalen Handelspolitik entwickeln. Sie soll die Komplexität der Beziehungen zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft angemessen reflektieren. Im Zentrum steht der Gedanke, dass es bei der internationalen Handelspolitik nicht allein um den Austausch von Waren und Dienstleistungen geht, sondern auch um Marktzutrittsrechte. Sie würden von Staaten gewährleistet: „Internationaler Handel ist Handel zwischen Staaten, weil deren Regierungen Marktzutrittsrechte besitzen, die sie Ausländern zur Verfügung stellen können.“ (16) Herrmann-Pillath blickt in seiner evolutionären Theorie der Wirtschaftspolitik nun vor allem darauf, wie Interessen durch inländische und grenzüberschreitende politische Kommunikation entstehen und wie sie ausgeglichen werden. Der Kommunikationsbegriff ist für ihn zentral: Bedeutungsprobleme liegen für ihn „an der Wurzel aller Bemühungen, Marktzutrittsrechte klar zu definieren und abzugrenzen“ (19). Auch Institutionen erhalten unter diesen Voraussetzungen andere Funktionen: Es geht nicht mehr nur um ihre allokativen Wirkungen, sondern auch um ihren Einfluss auf den Austausch von Marktzutrittsrechten zwischen Regierungen. Organisationen wie das GATT oder die WTO werden so als Vehikel des politischen Tauschs und der politischen Lenkung von Handelsströmen betrachtet, nicht mehr nur als Instrumente zur Liberalisierung des Welthandels.