Skip to main content
/ 22.06.2013
Andreas Holtz / Nina von Dahlern

Kultur, Macht, Politik. Konstruktivismus und die politische Beziehung von Kultur und Macht

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2010; 290 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-631-59749-1
Macht, so stellen die Autoren eingangs fest, sei die zentrale Funktion der Politik und zugleich aber auch ein kulturalisiertes Gut. Damit liegt der Untersuchung die konstruktivistische Hypothese zugrunde, dass sich die Konzepte Macht und Kultur gegenseitig bedingen. Die Autoren gehen nun der Frage nach, wie sich diese Verbindung von Kultur und Macht in einer den politikwissenschaftlichen Ansprüchen praktischer Anwendbarkeit gerechten Weise formulieren lässt. Dies tun Holtz und von Dahlern beispielsweise, indem sie die Merkmale „sogenannter Kulturnationen“ als „Konstruktion zum Machterhalt“ (198) beschreiben. Sie erläutern die Kulturnation im Gegensatz zur Staatsnation als ein paradoxes Konstrukt, da sie gewissermaßen einen natürlichen Geltungsanspruch auf einer nicht weiter zu hinterfragenden kulturellen Basis erhebe. Diese verliere aber eben die postulierte Allgemeingültigkeit, nehme man die historischen, sozioökonomischen und politischen Rahmenbedingungen hinzu. So sei die Gesellschaft in Staatsnationen gegenüber dem Staat eher als autonom anzusehen, „während es in der sogenannten Kulturnation zu einer Übereinstimmung zwischen Staat und Gesellschaft kommt“ (200). Über den Gebrauch von kulturellen Zuschreibungsmustern in Großgruppen, so schreiben sie weiter, ließen sich Herrschaftsverhältnisse legitimieren. Holtz und von Dahlern sehen am konkreten Beispiel des Verhältnisses zwischen der EU und der Türkei Machtverhältnisse über kulturelle Faktoren begründet, bei denen auch Ängste eine zentrale Rolle spielen. Anhand der privilegierten Partnerschaft, wie sie die deutsche Bundeskanzlerin vorschlägt, wird nach Ansicht der Autoren das Dilemma besonders der „konservativen Kräfte“ sichtbar – die politischen Argumentationsmuster zeigten sich sowohl in ihrer Befürwortung wie auch in ihrer Ablehnung einer Mitgliedschaft kulturalisiert: „Mit dem Konzept der privilegierten Partnerschaft wird versucht, diese beiden sich eigentlich ausschließenden Positionen miteinander zu verbinden“ (217). Der Band basiert auf einem Seminar, das die Autoren im Winter 2008 an der Universität Hamburg gehalten haben.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22.222.232.312.3314.12.662.683.12.63 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Andreas Holtz / Nina von Dahlern: Kultur, Macht, Politik. Frankfurt a. M. u. a.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32668-kultur-macht-politik_39002, veröffentlicht am 25.10.2010. Buch-Nr.: 39002 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
Neueste Beiträge aus
Das Fach Politikwissenschaft