/ 29.10.2015
Antje Missbach / Jemma Purdey (Hrsg.)
Linking people. Connections and encounters between Australians and Indonesians
Berlin: regiospectra Verlag 2015; VII, 298 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-940132-73-4Antje Missbach und Jemma Purdey werfen in ihrem Sammelband einen Blick auf den Wandel der australisch‑indonesischen Beziehungen. Gemeinsam mit den versammelten Autor_innen betrachten sie die unterschiedlichen Facetten beider Staaten, ihrer Kulturen und – dies ist das zentrale Anliegen des Bandes – ihrer Menschen (Missbach und Purdey sprechen hier vom „people to people‑relationship“ [71]). Wie die Herausgeberinnen gleich zu Beginn verdeutlichen, lassen sich die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten angesichts des rapiden Wandels der indonesischen Wirtschaft nicht mehr gemäß der etablierten Kategorien von Geber‑ und Empfängerland verstehen. So seien für Australien die Politik, Geografie, Religionen sowie das Rechts‑ und Justizsystem Indonesiens zu Themen beinahe täglicher Diskussionen geworden. Es gebe eine zunehmende Priorisierung der intergesellschaftlichen Kontakte – die australische Regierung hat dies in Weißbüchern und Strategien in den Jahren 2012 und 2013 festgelegt – sowie eine steigende Bedeutung von soft power. Vor dem Hintergrund Joseph Nyes theoretischer Warnung ob der Schwierigkeiten, diese im Sinne von Regierungspolitik auch zu nutzen, betrachten die Autor_innen unterschiedliche Bereiche, in denen soft power in den Beziehungen zwischen beiden Staaten wirken kann. Hierzu zählen die Medienarbeit australischer Auslandssender, die Rolle von Stipendien‑ und Studienprogrammen, Austausch und Interaktion im Bereich Kunst und Kultur sowie der Bereich Verbrechen(sbekämpfung). Ross Tapsell zeigt beispielsweise, wie die australischen Auslandsmedienanstalten stets einer feinen Linie zwischen der Förderung der Interessen Australiens und der Aufrechterhaltung der Werte der Vierten Gewalt gefolgt seien. Ihre Nutzung als Instrumente von public diplomacy – und somit als Quellen von soft power im Nye’schen Sinne – sei dementsprechend von Verwirrung, Diskussionen und Finanzierungsfragen begleitet gewesen, die ihm zufolge solange anhalten werden, wie freie und kritische Medien und soft diplomacy als Gegensätze begriffen würden. Antje Missbach widmet sich einer besonderen Kategorie des Austausches zwischen den Völkern beider Staaten – der Auslieferung von indonesischen Menschenschmugglern nach Australien. Was in Australien bereits seit den 1950er‑Jahren unter Strafe steht und fester Bestandteil des verschärften Kampfes gegen illegale Einwanderung ist, kennt das indonesische Recht erst seit dem Jahr 2011 als Straftatbestand. Die geringe Fallzahl von Auslieferungen liege nach Missbach nicht an der generellen Ablehnung der Praxis durch Indonesien; vielmehr seien in den meisten Fällen Anträge von australischer Seite vor Erreichen des finalen Bewilligungsstadiums zurückgezogenen worden.
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Rubrizierung: 4.22 | 2.66 | 2.68 | 2.1 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Antje Missbach / Jemma Purdey (Hrsg.): Linking people. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39026-linking-people_47303, veröffentlicht am 29.10.2015. Buch-Nr.: 47303 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA