/ 05.02.2015
Nayla Fawzi
Machen Medien Politik? Medialisierung der Energiepolitik aus Sicht von politischen Akteuren und Journalisten
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014; 342 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-8487-1585-5Kommunikationswiss. Diss. München; Begutachtung: C. Reinemann, R. Fröhlich. T. Hanitzsch. – Etwa zwei Stunden täglich beschäftigen sich Politiker mit Medienarbeit. Diese Erkenntnis, die Nayla Fawzi in ihrer Forschungsarbeit gewinnt, gibt schon einen Hinweis darauf, wie die Titelfrage des Buches ihrer Ansicht nach zu beantworten ist: „Medien machen in der Tat Politik.“ (293) Politiker benötigen für Macht und Karriereerfolg das Mandat der Bürger. Um diese zu überzeugen, seien die Politiker stark auf die Medien angewiesen, so die Argumentation. Deshalb wendeten sie immer mehr Zeit für die Darstellung statt für die Herstellung von Politik auf. Medien hätten vor allem großen Einfluss auf die Themenstruktur der Politik, da sich ihre Akteure auf medienwirksame Themen konzentrierten. Auch in Entscheidungs‑ und Verhandlungsphasen sei eine Auswirkung erhöhter Medienaufmerksamkeit zu beobachten: Sie erschwerten und verkomplizierten diese, da eine antizipierte Berichterstattung über die Ergebnisse die Erarbeitung derselben prägten. Selbst Verbandsfunktionäre, Verwaltungsmitarbeiter und Wissenschaftler investierten mindestens eine Stunde täglich in Medienarbeit. Fawzi weist auf die bedenklichen Konsequenzen der Untersuchungsergebnisse hin: Charisma und Telegenität würden damit zu immer wichtigeren Erfolgsfaktoren in der Politik. Die Erkenntnisse der Autorin stammen aus einer quantitativen Befragung von 338 politischen Akteuren, die im exemplarisch untersuchten Politikfeld Energie aktiv sind, darunter Bundestagsabgeordnete, Verbandsvertreter, Verwaltungsmitarbeiter, Wissenschaftler und Journalisten. Bedenken, dass Menschen in solchen exponierten Funktionen und Ämtern zu wenig Zeit und Auskunftsbereitschaft für ein Gelingen des methodischen Ansatzes aufbringen könnten, haben sich nach Auskunft der Autorin nicht bewahrheitet. Sie resümiert ihre Arbeit durchaus selbstbewusst: „Damit zeigen die Befunde auf, dass sämtliche Forschung, die den politischen Prozess analysiert und dabei die Rolle der Massenmedien außen vor lässt, dem tatsächlichen Entscheidungsprozess nicht umfassend gerecht wird“ (300). Eine differenzierte Diskussion der eigenen Methoden und Ergebnisse rundet die Arbeit ab.
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Rubrizierung: 2.333 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Nayla Fawzi: Machen Medien Politik? Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38052-machen-medien-politik_46482, veröffentlicht am 05.02.2015. Buch-Nr.: 46482 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA