/ 17.06.2013
Joseph S. Nye
Macht im 21. Jahrhundert. Politische Strategien für ein neues Zeitalter. Aus dem Englischen von Karl Heinz Siber
Berlin: Siedler Verlag 2011; 384 S.; 24,99 €; ISBN 978-3-88680-983-7Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Nye legt mit dieser Monografie die Summe seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem Prinzip der Macht vor, die sich angesichts von Globalisierungsbedingungen im Wandel befinde und im Cyberspace zu diffundieren drohe. Welchen Einfluss diese Transformation der Macht auf die internationalen Beziehungen nimmt, wie sich das Verhältnis zwischen den USA und China zukünftig gestalten wird und welche Art von Machtausübung in einer sich rasant verändernden Welt Erfolg beanspruchen kann, sind die wesentlichen Fragen, denen Nye nachgeht. Eingangs differenziert er zwischen verschiedenen Formen der Macht sowie zwischen Machtressourcen und Macht als Realisierung gewünschter Ergebnisse. Er kommt zu dem Schluss, dass eine erfolgreiche Politik in Anbetracht komplexer werdender Interdependenz in einer Mischung aus harter und weicher Macht – von Nye als intelligente Macht bezeichnet – besteht. In die Kakofonie von Niedergangsszenarien – zumal, wenn sie als Analogien im historischen Gewand daherkommen – nicht einstimmend diskutiert er im Anschluss das Comeback Chinas auf der Weltbühne, das ein quantitatives, aber nicht zwangsläufig qualitatives Gleichziehen mit den Vereinigten Staaten bedeute. Den relativen Machtverlust könnten diese aber mittels intelligenter Macht zur Aufrechterhaltung von Bündnissen und zur Bildung von Netzwerken kompensieren, um damit auch in Zukunft die bedeutendste Weltmacht zu bleiben. Kritisch anzumerken bleibt jedoch, dass ein konstitutionelles Moment für Nye nicht ersichtlich ist, wobei er damit die zunehmende Verrechtlichung des ehedem als anarchistisch bezeichneten internationalen Systems verkennt, die auf eine Konstitutionalisierung des Völkerrechts hinauszuweisen vermag. Der Preis, der für die Beschäftigung mit der Macht fällig wird, ist, die bindende Wirkung des Rechts nicht in den Blick zu bekommen – und dies, obwohl man im Namen eines liberalen Realismus alle Ebenen zu betrachten gedenkt.
Patrick Stellbrink (PS)
M. A., Politikwissenschaftler, Promovend an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 4.1 | 2.2 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Patrick Stellbrink, Rezension zu: Joseph S. Nye: Macht im 21. Jahrhundert. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14871-macht-im-21-jahrhundert_39995, veröffentlicht am 12.08.2011.
Buch-Nr.: 39995
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M. A., Politikwissenschaftler, Promovend an der TU Chemnitz.
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