/ 21.06.2013
Willem van Reijen
Martin Heidegger
München: Wilhelm Fink Verlag 2009 (Uni-Taschenbücher: Profile 3035 [ISBN: 978-3-8252-3035-7]); 127 S.; kart., 9,90 €; ISBN 978-3-7705-4715-9Da sich vor allem französische Philosophen wie Derrida, Lyotard und Deleuze auf Heidegger bezogen und beziehen, könnte vielleicht auch ein politikwissenschaftlich Interessierter auf die Idee kommen, sich mit diesem beschäftigen zu wollen. Diese Einführung von van Reijen, Inhaber des Lehrstuhls für Sozialphilosophie und politische Philosophie in Utrecht und Honorarprofessor in Freiburg i. Br., bietet dazu eine gute Gelegenheit – auch, um das Thema anschließend gleich wieder ad acta zu legen. Verwertbare Ansatzpunkte einer politischen Philosophie lassen sich in dieser Übersicht über die Grundgedanken Heideggers nicht finden. Man stolpert nur wiederholt über dessen zentrale Meinung, dass bis zu seinem Erscheinen zweitausend Jahre lang in der Philosophie die falschen Fragen gestellt wurden – er dagegen wollte einen „Kampf gegen die Erstarrung“ (115) führen und endlich die „Frage nach dem Sein“ (14) stellen. Aufschlussreich dagegen ist im Kapitel über die Metaphysik die Darstellung von Heideggers Rolle während des Nationalsozialismus einschließlich der Frage, ob Heideggers Schriften selbst als nationalsozialistisch einzustufen sind. Van Reijen verneint Letzteres zwar, ohne dabei allerdings den Philosophen freizusprechen. Kenntnisreich dargestellt wird Heideggers Hass auf die Weimarer Republik und seine theoretische Idee einer andauernden Revolution, die „antiparlamentarisch“, „antimodern“ und „antitechnisch“ (69) sein sollte. Gleichzeitig habe Heidegger das deutsche Volk heroisiert und als wahre Erbin der griechischen Kultur gesehen. Er habe Hitler bewundert und nach seinem Amtsantritt als Rektor der Freiburger Universität 1933 versucht, einen Führungsanspruch durchzusetzen. Allerdings sei Heidegger in diesem Amt schon 1934 gescheitert und überhaupt sei seine Vorstellung, im Zuge des Nationalsozialismus seine Idee von einer Revolution verwirklichen zu können, eine Fehleinschätzung gewesen. Heidegger aber habe geglaubt, „seine Bejahung der nationalsozialistischen Revolution nicht widerrufen zu können, ohne den revolutionären Anspruch seines Denkens zu verraten“ (62).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.46
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Willem van Reijen: Martin Heidegger München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29578-martin-heidegger_35015, veröffentlicht am 27.01.2009.
Buch-Nr.: 35015
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