Skip to main content
/ 19.02.2015
Hans-Peter Müller / Steffen Sigmund (Hrsg.)

Max Weber-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung

Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler 2014; XI, 425 S.; geb., 59,95 €; ISBN 978-3-476-02432-9
Ein Handbuch ist kein Lexikon, sondern eine – in diesem Falle – thematisch geordnete Zusammenstellung des Lebens, Werkes und der Wirkung des wohl bedeutendsten „Klassikers“ der deutschen Soziologie: Max Weber. Nimmt man das Enchiridion des Erasmus zum Maßstab, handelt es sich bei einem Handbuch zudem um eine Art ritterliche Rüstkammer, die der (argumentativen) Bewaffnung im intellektuellen Streit dienen soll. Dieses Handbuch vermittelt tatsächlich einen, was die Auswahl der Referenten betrifft, exquisiten Einblick in die Kammer eines Universalgelehrten. In einer ersten Gruppe von Texten werden biografische Details zu Person und Werk behandelt. Teil zwei enthält einen Überblick über „Begriffe“, die über die soziologischen Grundbegriffe Webers weit hinausgehen und zudem den Eindruck erwecken, als sei ein solcher „Flaschenabzug“ soziologischer Begriffe das Ziel der Weber‘schen Kulturwissenschaft gewesen. Überaus informativ sind die in Kapitel drei zusammengeführten Einzeldarstellungen zu einzelnen Werken und Werkgruppen (Wirtschafts‑ und Sozialgeschichte, Wissenschaftslehre, Religionssoziologie, Wirtschaft und Gesellschaft etc.). Das abschließende vierte Kapitel bietet einige Gesichtspunkte der umfangreichen Wirkungsgeschichte des Weber‘schen Werkes. In wessen Hände sollte man dieses Buch nun legen? Bietet es so etwas wie die für Studienzwecke hinlänglich bekannten „short cuts“ („Weber in five minutes“) und ist deshalb als Einführung für Weber‑Unkundige geeignet? Ich glaube, das Buch kann nur dem Eingeweihten, also dem, der schon über mehr als eine bloß oberflächliche Kenntnis des Werkes verfügt, einen gewissen Genuss bereiten. Wer aber mit dem Werk vertraut ist, wird eher nur über eine geringe Belehrungsbedürftigkeit verfügen. Einen Ersatz für die eigentliche Lektüre (nimm und lies!) kann das Enchiridion nicht sein. Studierenden wird es jedenfalls eine erste Orientierung nicht bieten können. Diese „doppelte“ Überflüssigkeit sagt über die Qualität der Beiträge (die sehr hoch ist) nichts aus. Sie ist nur ein Hinweis darauf, dass die Missionsfähigkeit des sogenannten Weber‑Paradigmas eher als gering eingeschätzt werden darf.
{KAM}
Rubrizierung: 5.15.46 Empfohlene Zitierweise: Georg Kamphausen, Rezension zu: Hans-Peter Müller / Steffen Sigmund (Hrsg.): Max Weber-Handbuch. Stuttgart/Weimar: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38089-max-weber-handbuch_46115, veröffentlicht am 19.02.2015. Buch-Nr.: 46115 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA