/ 25.07.2013
Jan Müller
Mechanisms of Trust. News Media in Democratic and Authoritarian Regimes
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2013; 225 S.; 36,90 €; ISBN 978-3-593-39859-4Mit Blick auf die in demokratischen Staaten für den argumentativen Austausch konstitutive Sphäre der – massenmedial vermittelten – Öffentlichkeit geht Jan Müller in einem breit angelegten Staatenvergleich der Frage nach, inwiefern es einen Zusammenhang zwischen dem Vertrauen in die massenmediale Berichterstattung und der Demokratisierung der jeweiligen Staaten gibt. Indem er in seine Analyse explizit auch autoritäre Regime einbindet, etabliert er eine Art Gegenprobe, die es ihm ermöglicht, auch die Entwicklung von Ver‑ oder Misstrauen in den untersuchten Gesellschaften zu skizzieren. Ein weitgehendes Vertrauen in massenmediale Berichterstattung gilt für Müller als Indikator für ein autoritäres Regime, das sich durch hohe gesellschaftliche – mithin erzwungene – Konformität auszeichnet und in dem die Auswahlmöglichkeiten für Medienkonsum stark beschränkt oder propagandistisch eingeengt sind. Für Demokratien gilt die gegenläufige Annahme: Je stärker ausgeprägt das durch weit differenzierte Auswahlmöglichkeiten und gesellschaftliche Kontroversen beförderte Misstrauen gegenüber der „vierten Gewalt“ ist, desto höher wird auch die demokratische Qualität der entsprechenden Staaten eingeschätzt. Müller kommt zu dem Schluss, dass ein Vertrauensverlust in die Massenmedien in der Regel mit einem Demokratisierungsschub einhergeht – insofern der Vertrauensverlust ursächlich mit einer Pluralisierung der verfügbaren Informationen und Meinungen verbunden ist. Das wiederum schwäche etwaige zentral gesteuerte Kontrollinstanzen, die er in autoritären Regimen verortet sieht. Weniger Vertrauen (in Medien) wird damit als ein Indikator für Demokratisierung gedeutet – so plakativ diese Aussage klingt, so schief ist sie auch. Denn eine generell skeptische Haltung gegenüber „den“ Medien muss nicht heißen, dass nicht einzelnen Medien oder Publikationsformen – und das schließt etwa auch Blogs im Internet mit ein – sehr wohl in hohem Maße vertraut wird. Ungeachtet dessen liefert Müllers detail‑ und materialreiche Studie viel Stoff für eine kontroverse Diskussion über die gegenwärtige Rolle der Medien – nicht nur in westlichen Gesellschaften.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 5.42 | 3.4 | 2.61 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Jan Müller: Mechanisms of Trust. Frankfurt a. M./New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35986-mechanisms-of-trust_43971, veröffentlicht am 25.07.2013.
Buch-Nr.: 43971
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Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
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