/ 21.06.2013
Omar Nasiri
Mein Leben bei al-Qaida. Die Geschichte eines Spions. Mit einem Nachwort von Gordon Corea. Aus dem Englischen von Michael Bayer und Werner Roller
München: Deutsche Verlags-Anstalt 2006; 495 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-421-04271-2Das Buch bietet eine in dieser Form bislang einzigartige Innensicht der Terrorbewegung Al-Qaida. Der aus Marokko stammende Autor lebte bei seinem radikalen Bruder in Brüssel. Dazu gesellten sich zwei weitere Radikale, die dort Propaganda-Schriften herstellen und Nasiri dazu bewegen, Waffen und Sprengstoff zu organisieren. Er zweigte dabei Geld für sich ab. Nachdem sie ihm auf die Schliche gekommen waren, bedrohten sie sein Leben. Nasiri beschloss, Schutz bei den Behörden zu suchen und spionierte dann jahrelang für den französischen Geheimdienst. Nun schildert er anschaulich die Zusammenhänge aus autobiografischer Perspektive, dies gilt insbesondere für die Ausbildungszeit in Afghanistan. Insgesamt liest sich das Buch eher wie ein spannender Krimi, weniger als seriöser Erfahrungsbericht. Auch ist es unmöglich, die Behauptungen und angeblichen Handlungen Nasiris zu überprüfen. In einem unangebracht prahlerischen Unterton beschreibt er, wie er gelernt habe, Waffen und Sprengstoff zu besorgen oder Menschen zu töten. Dass er eine nicht ganz so wichtige Figur war, wie er es darstellt, zeigt auch der Umgang französischer und deutscher Geheimagenten mit ihm – eine wirklich wichtige Quelle wäre mit Sicherheit anders behandelt worden. Nasiris ungebrochene Denkweise zeigt sich insbesondere im letzten Kapitel. Er sei entsetzt über den 11. September, aber was sei das schon gegenüber den „Abermillionen von Muslimen, die auf muslimischen Boden getötet werden […]?“ (449). Deshalb gebe es Schlachten, die geschlagen werden müssten. Und er habe gelernt, dass es im Islam Gesetze gebe, die „uns von den Amerikanern, Franzosen, Deutschen und Russen, von den Engländern und allen anderen unterscheiden und uns zu etwas Besserem machen“ (ebd.). Das Buch sollte also in dem Bewusstsein gelesen werden, dass der Autor nach wie vor islamistischer Gesinnung ist.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.25 | 4.41 | 2.21 | 2.1
Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Omar Nasiri: Mein Leben bei al-Qaida. München: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27400-mein-leben-bei-al-qaida_32102, veröffentlicht am 16.08.2007.
Buch-Nr.: 32102
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Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
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