Habilitationsschrift FB Gesellschaftswiss. und Philosophie Marburg. - Die weit verbreitete Selbstbeschreibung moderner Gesellschaft, sie sei – verglichen mit früheren Gesellschaftsformationen – durch zunehmende Gewalteinhegung und Gewaltvermeidung gekennzeichnet, stößt in der neueren Gewaltforschung zunehmend auf Kritik. Einerseits spreche die aktuell zu beobachtende Alltäglichkeit von Gewalt gegen ein derartiges Bild. Andererseits – und radikaler ansetzend – wird auf die Gewaltexzesse des 20. Jahrhunderts hingewiesen, die verharmlost würden, interpretierte man sie lediglich als Modernisierungsdefizite. An diese Debatte anschließend, möchte Imbusch gerade „anhand zentraler Charakteristika der ausgewählten ‚Makroverbrechen’ des 20. Jahrhunderts aufzeigen, daß diese spezifisch moderne, keineswegs zufällige Ereignisse darstellen und ein Verständnis für die wechselseitige Bedingtheit von bestimmten Gewaltformen und der modernen Zivilisation gewinnen“ (18). In dieser Absicht setzt er sich zunächst mit den Kultur- und Zivilisationstheorien von Freud, Elias, Alfred Weber und Horkheimer/Adorno auseinander, die – als Zeitzeugen jener Makroverbrechen – weit reichende Deutungen gesellschaftlicher Gewalt entwickelt haben. Ein angemessenes Verständnis der Ambivalenz der Moderne – dem gilt der zweite Schritt der Überlegungen - sieht der Autor indes erst im Ansatz von Zygmunt Bauman, für den „der Nationalsozialismus, der Stalinismus und die Weltkriege [...] Teil und nicht Gegenteil der Moderne“ (19) bilden.