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/ 04.06.2013
Manfred Hettling / Paul Nolte (Hrsg.)

Nation und Gesellschaft in Deutschland. Historische Essays

München: C. H. Beck 1996; 360 S.; brosch., 64,- DM; ISBN 3-406-41174-6
Lange Zeit wurden Nations- und Staatsbildung im 19. Jahrhundert als parallel verlaufende Entwicklungen angesehen, die für Deutschland in der Reichsgründung von 1871 zu einem notwendigen und zwangsläufigen Abschluß gekommen waren. Diese These, so die Herausgeber, habe als Interpretationsschema in der Historiographie keine Bedeutung mehr. An deren Stelle sei das Konzept einer Gesellschaftsgeschichte getreten, die sich bemüht, "das Verhältnis von Nation und bürgerlicher Gesellschaft von Staat und Individuum zu bestimmen" (12). In vorliegendem Band, der dem Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler zum 65. Geburtstag gewidmet ist, werden wichtige Aspekte dieser Begriffe und ihrer mannigfaltigen Beziehungen beleuchtet. Auf diese Weise liefern die Autoren erste Antworten auf die sich nach 1989 neu stellende Frage nach der Basis des Zusammenhalts der politischen Ordnung der Bundesrepublik. Inhalt: Jürgen Kocka: Annäherung und neue Distanz. Historiker und Sozialwissenschaftler seit den fünfziger Jahren (15-31). I. Nation und Staat: James J. Sheehan: Nation und Staat. Deutschland als "imaginierte Gemeinschaft" (33-45); Dieter Langewiesche: Kulturelle Nationsbildung im Deutschland des 19. Jahrhunderts (46-64); Hans Mommsen: Der deutsche Widerstand gegen Hitler und die Überwindung der nationalstaatlichen Gliederung Europas (65-79); Klaus von Beyme: Deutsche Identität zwischen Nationalismus und Verfassungspatriotismus (80-99); Dietrich Geyer: Nation und Nationalismus in Rußland (100-113). II. Inklusion und Exklusion. Grenzziehungen der bürgerlichen Gesellschaft: Jürgen Habermas: Inklusion versus Unabhängigkeit. Zum Verhältnis von Nation, Rechtsstaat und Demokratie (115-127); Wolfgang J. Mommsen: Nationalität im Zeichen offensiver Weltpolitik. Das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz des Deutschen Reiches vom 22. Januar 1913 (128-141); Henry Ashby Turner jr.: Deutsches Staatsbürgerrecht und der Mythos der ethnischen Nation (142-150); Ute Frevert: Nation, Krieg und Geschlecht im 19. Jahrhundert (151-170); Gerhard A. Ritter: Sozialdemokratische Arbeiterbewegung und Bürgertum in Deutschland (171-191); Helmut Berding: Antisemitismus in der modernen Gesellschaft: Kontinuität und Diskontinuität (192-207); Shulamit Volkov: Nationalismus, Antisemitismus und die deutsche Geschichtsschreibung (208-219). III. Krisen und Konflikte der bürgerlichen Gesellschaft: Heinz-Gerhard Haupt: Zum Fortbestand des Ancien Régime im Europa des 19. Jahrhunderts: Zünfte und Zunftideale (221-230); Hans-Peter Ullmann: Die Bürger als Steuerzahler im Deutschen Kaiserreich (231-246); Klaus Tenfelde: Historische Milieus - Erblichkeit und Konkurrenz (247-268); Gerald D. Feldman: Die Inflation und die politische Kultur der Weimarer Republik (269-281); Heinrich August Winkler: Die Vermeidung des Bürgerkriegs. Zur Kontinuität sozialdemokratischer Politik in der Weimarer Republik (282-304); Wolfgang Schieder: Das faschistische Italien als Krise der bürgerlichen Gesellschaft (305-318); Hans-Jürgen Puhle: Was kommt nach den "Volksparteien"? Gegenwärtige Krisenwahrnehmungen im historischen Kontext (319-334); Hartmut Zwahr: Die Revolution in der DDR im Demonstrationsvergleich. Leipzig und Berlin im Oktober und November 1989 (335-350).
Wolfgang Wagner (WW)
Diplom-Kaufmann, Dr. rer. pol., Politologe, Gütersloh.
Rubrizierung: 2.312.31.32.35 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Wagner, Rezension zu: Manfred Hettling / Paul Nolte (Hrsg.): Nation und Gesellschaft in Deutschland. München: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4060-nation-und-gesellschaft-in-deutschland_5755, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 5755 Rezension drucken
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