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/ 23.01.2014
Karin Wilhelm / Kerstin Gust (Hrsg.)

Neue Städte für einen neuen Staat. Die städtebauliche Erfindung des modernen Israel und der Wiederaufbau in der BRD. Eine Annäherung

Bielefeld: transcript Verlag 2013 (Urban Studies); 348 S.; 34,80 €; ISBN 978-3-8376-2204-1
Mit dem Israel Economic and Sociological Research Project in den Jahren von 1958 bis 1967 widmete sich die List Gesellschaft unter der Federführung ihres Gründers, des damals in Basel lehrenden Nationalökonomen Edgar Salin, der Inbesitznahme des Landes mit landesplanerischen, städtebaulichen und architektonischen Mitteln, die explizit mit politischen Intentionen verknüpft waren. Diesem Forschungsprojekt, aus dem auch praktische Vorschläge wie etwa zum Eisenbahnbau in Israel resultierten, wurde im Dezember 2011 in Berlin ein internationales Symposium gewidmet, mit dem der Blick zugleich geweitet wurde. So finden sich in diesem Tagungsband nicht nur erhellende Beiträge über den Masterplan zur Bebauung Israels, der zugleich den Schlüssel zur Erklärung der heutigen Siedlungspolitik birgt, und die Absicht, über die architektonische Ausgestaltung etwa des Knessets oder auch der Anlage des ersten Forschungsreaktors (nach Plänen von Philip Johnson) den neuen Staat über die Geschichte zu legitimieren. Reflektiert wird auch der ganz anders gedachte Wiederaufbau der Bundesrepublik und die Auseinandersetzungen darüber, was Urbanität ist. Sichtbar wird dabei nicht nur die historische Orientierungslosigkeit, die uns die autogerechten und erinnerungslosen Städte bescherte. Erinnert wird zugleich auch an die Grundmaximen demokratischer Stadtplanung, die Edgar Salin in Rückbezug auf Platon und Hegel vertrat. Abzuleiten ist daraus die immerwährende Erkenntnis, dass sich das Leben der Bürger in der Stadt nicht vorausplanen lässt, diese ihnen aber als Ort des Austausches (nicht nur der Waren, sondern vor allem der Ideen über das Zusammenleben!) zu dienen hat. Angefügt sind weitere Aufsätze über die Annäherungen zwischen Israel und der Bundesrepublik nach 1945, die vom Thema der Verknüpfung von Stadtplanung und Politik leider wegführen, ein weiteres Kapitel ist dem aktuellen Israel und seinen Raumkonzeptionen gewidmet. Es fehlt ein überwölbender Beitrag, in dem die in ihren politischen Implikationen sich fremden Planungen in Israel und der Bundesrepublik kontrastiert und dennoch in der gemeinsamen Stadt‑ und Architekturgeschichte der Moderne verortet werden.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.22.212.632.2632.3132.3434.25.455.46 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Karin Wilhelm / Kerstin Gust (Hrsg.): Neue Städte für einen neuen Staat. Bielefeld: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36633-neue-staedte-fuer-einen-neuen-staat_43974, veröffentlicht am 23.01.2014. Buch-Nr.: 43974 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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