Den Begriff „Weißbuch“ verbindet der Leser in der Regel mit Regierungshandeln, zumeist den veröffentlichten Planungen einer Regierung in einem bestimmten Politikfeld. So liegt es nahe, in einem „kleinen Weißbuch“ des Präsidenten Obamas, verfasst von einem politikwissenschaftlich vorgebildeten Journalisten, das laut Untertitel „faszinierende Einblicke in den Führungsstil von Präsident Obama“ verspricht, zumindest eine Konzentration auf die Tätigkeit des Präsidenten Obama zu erwarten, zumal, wenn dieses Buch im nunmehr zweiten Jahr seiner Präsidentschaft erscheint. Der Klappentext deutet freilich schon an, dass davon eher wenig zu lesen ist, bezieht sich der Verfasser doch im Wesentlichen auf Gespräche mit „früheren und gegenwärtigen“ Freunden und Kollegen des jetzigen Präsidenten, von denen, man ahnt es schon, nur sehr beschränkt Erhellendes über den Regierungsstil Barack Obamas zu erfahren ist. In der Tat behandelt der Autor denn auch keineswegs die Tätigkeit der Administration im Sinne einer auf den präsidentiellen Führungsstil konzentrierten Politics-Analyse. Vielmehr geht es ausschließlich um den Weg Barack Obamas ins Weiße Haus, mithin also um eine weitere Wahlkampf- und Charakterstudie, basierend auf den hinlänglich bekannten Monografien Obamas und einer Vielzahl von, immerhin einigermaßen angemessen belegten, Aussagen der bereits angedeuteten Freunde und Kollegen Obamas aus der Zeit vor seiner Präsidentschaft. Vieles von dem, was über Obama, die Gründe seines Charismas und letztlich seines Wahlerfolges gesagt wird, kommt einem schon sehr bekannt vor. Wer aber mehr über die Basis des „Selbstvertrauens“ Obamas, seine „Neugierde“ oder sein „unkonventionelles Denken“ – so nur einige der Kapitelüberschriften – erfahren will, dem sei das Buch als gut geschriebene Zusammenfassung ans Herz gelegt.