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/ 10.12.2015
Ingo Elbe

Paradigmen anonymer Herrschaft. Politische Philosophie von Hobbes bis Arendt

Würzburg: Königshausen & Neumann 2015; 525 S.; 64,- €; ISBN 978-3-8260-5737-3
Habilitationsschrift Oldenburg. – Ingo Elbe legt unterschiedliche Bedeutungsschichten von anonymer Herrschaft frei, in ideologiekritischer Perspektive untersucht er verschiedene Deutungsweisen und Legitimationsmuster kapitalistischer Eigentums‑ und Herrschaftsverhältnisse. Dabei zieht er paradigmatische Texte der politischen Philosophie heran, die er begründungstheoretisch in drei Rubriken unterteilt, die seinen drei voluminösen Buchkapiteln den Gehalt geben. Während mit Thomas Hobbes, John Locke und Immanuel Kant neuzeitliche Theoretiker zu Wort kommen, die das Privateigentum und die bürgerliche Staatsgewalt damit legitimieren, dass die Herrschaft des Gesetzes zur Grundlage der politischen Ordnung gemacht wird, dünnen die ‚postliberalen‘ Konzepte von Hans Kelsen und Carl Schmitt die Herrschaft des ursprünglich natur‑ und vernunftrechtlich hergeleiteten Gesetzes rechtspositivistisch aus. Gegenüber diesen beiden – sich ausschließenden – Denkrichtungen zeigt der Autor im abschließenden dritten Kapitel seiner sehr umfangreich angelegten Vergleichsstudie eine ökonomiekritische Perspektive auf. Mit Karl Marx, der Frankfurter Schule, Jean‑Paul Sartre und Hannah Arendt entfaltet Elbe alternative Grundsignaturen, die das moderne Phänomen anonymer Herrschaft sowohl einer analytischen Klärung als auch einer kritischen, ja zeitkritischen Reflexion unterziehen. Von der Herrschaft des Gesetzes über die Herrschaft der Norm oder die Herrschaft der Sache bis hin zur Herrschaft des Niemand werden alle politiktheoretischen Begründungsversuche in ihrem immanenten Legitimationsanspruch durchleuchtet und zugleich auch dahingehend untersucht, inwiefern die zur Sprache gebrachten anonymen Herrschaftsverhältnisse moderne Fluchtbewegungen und Ausflüchte in autoritative Denkmuster und faschistische Ideologien befördern. Das Ziel dieser anspruchsvollen Studie ist es, „einen trennscharfen Begriff anonymer Herrschaft zu entwickeln, der vonnöten ist, um die Spezifik kapitalistischer Herrschafts‑ und Aneignungsverhältnisse“ (10) angemessen zu begreifen.
{KHB}
Rubrizierung: 5.15.415.425.445.46 Empfohlene Zitierweise: Karl-Heinz Breier, Rezension zu: Ingo Elbe: Paradigmen anonymer Herrschaft. Würzburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39185-paradigmen-anonymer-herrschaft_47748, veröffentlicht am 10.12.2015. Buch-Nr.: 47748 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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