/ 21.01.2016
Julian Krüper / Heike Merten / Thomas Poguntke (Hrsg.)
Parteienwissenschaften
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Schriften zum Parteienrecht und zur Parteienforschung 50); 324 S.; 64,- €; ISBN 978-3-8487-1777-4Der Sammelband kombiniert politikwissenschaftliche, soziologische und rechtswissenschaftliche Blickwinkel auf die Parteienforschung. Klaus von Beyme weist auf das Dilemma zwischen geringer Theorisierbarkeit des Themas und gleichzeitiger Medienpräsenz von Parteienforscher_innen hin. Dies habe dazu geführt, dass „die Parteienforschung [...] in den Geruch [geraten ist], nur gehobenen Journalismus darzustellen“ (10). Zur Analyse von Wahl‑ und Parteiensystemen plädiert Dieter Nohlen für einen empirisch‑qualitativen Ansatz unter Berücksichtigung von länderspezifischen Faktoren. Rein statistische Ansätze seien zwar möglicherweise präziser, aber weniger praxisrelevant. Dian Schefold analysiert das Zusammenspiel von politischen Parteien und direkter Demokratie. Die Ausweitung direktdemokratischer Elemente und eine Vergrößerung der Partizipationsrechte von Parteimitgliedern erhöhe die Konkurrenz und etabliere zusätzliche Kontrollmechanismen – eine Herausforderung für die Parteiführung. Auf der anderen Seite könnten sich vor allem Oppositionsparteien direktdemokratische Instrumente zunutze machen und Bestätigungen parlamentarischer Entscheidungen durch das Volk stärkten die Legitimität der Sachentscheidung und Regierungsarbeit. Laut Thomas Poguntke nähern sich moderne Demokratien „zunehmend der Funktionslogik präsidentieller Systeme an […], ohne dass es zu konstitutionellen Änderungen kommt“ (261). Auch in der Bundesrepublik Deutschland habe sich die Kontrolle des Regierungschefs ausgeweitet, während das „Ideal der Kabinettsregierung“ (266) äußerst unrealistisch erscheine. Die Erosion sozialstruktureller Konfliktlinien und die abnehmende Anzahl an Parteimitgliedern bei gleichzeitiger medialer Fokussierung auf Spitzenkandidaten in Wahlkämpfen seien zentrale Faktoren für die zunehmende Präsidentialisierung. Leider fehlt ein abschließender Beitrag der Herausgeber_innen, der die gewonnenen Erkenntnisse und interdisziplinären Perspektiven bündelt. Außerdem mangelt es gänzlich an komparativ‑quantitativen Beiträgen. Um dem sehr allgemeinen, fast handbuchartigen Titel gerecht zu werden, hätte eine größere Methodenvielfalt nicht geschadet. Der Band basiert auf einem Symposium zu Ehren des 65. Geburtstags von Martin Morlok, Professor für Öffentliches Recht, Rechtstheorie und Rechtssoziologie sowie Direktor des Instituts für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung an der Heinrich‑Heine‑Universität Düsseldorf.
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Rubrizierung: 2.331 | 2.311 | 2.32 | 5.41 | 3.4
Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Julian Krüper / Heike Merten / Thomas Poguntke (Hrsg.): Parteienwissenschaften Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39292-parteienwissenschaften_47828, veröffentlicht am 21.01.2016.
Buch-Nr.: 47828
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