/ 20.06.2013
Rolf Zimmermann
Philosophie nach Auschwitz. Eine Neubestimmung von Moral in Politik und Gesellschaft
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2005 (rowohlts enzyklopädie); 268 S.; 12,90 €; ISBN 3-499-55669-3Aus der Tatsache, dass es den Nationalsozialisten nicht nur in ihrem moralischen Transformationsprojekt gelungen ist, für bestimmte Rassen die Nichtzugehörigkeit zur Menschheit zu proklamieren, sondern dieser Gattungsnegativismus auch weitgehend gebilligt oder gar begrüßt wurde, kommt Zimmermann zu folgendem Ergebnis „[M]it Auschwitz [ist] eine Grenzüberschreitung eingetreten, die ich einerseits als Gattungsbruch, andererseits als Gattungsversagen fasse.“ (10) Hieraus folgt jedoch nicht die Suspendierung einer universalistischen Moral, sondern eher die Frage, wie diese im Sinne Kants weiter vertreten werden kann. Zimmermann versucht zu zeigen, dass es zwar nicht (mehr) möglich ist, bereits aus formalen Gründen aus der Perspektive einer universalistischen Moral die nazistische Unmoral zurückzuweisen. Wohl aber ist es möglich, diese inhaltlich, unter Anwendung der sozialwissenschaftlichen Forschung, infrage zu stellen. Diese Position, die auf eine Integration von theoretischer und praktischer Vernunft abzielt und moralische Geltung aus der Negation der geschichtlichen Inhumanität gewinnen will, lässt sich durchaus zutreffend als „historischer Universalismus“ charakterisieren.
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.42 | 2.35
Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Rolf Zimmermann: Philosophie nach Auschwitz. Reinbek bei Hamburg: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23177-philosophie-nach-auschwitz_26536, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 26536
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
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