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/ 21.06.2013
Jacek Andrzej Młynarczyk (Hrsg.)

Polen unter deutscher und sowjetischer Besatzung 1939-1945

Osnabrück: fibre 2009 (Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau 20); 544 S.; 35,- €; ISBN 978-3-938400-50-0
Polen litt während des Zweiten Weltkriegs gleich unter zwei rücksichtslosen Besatzungsmächten. In diesem Band untersuchen Wissenschaftler die Bedingungen der Besatzung, die Grundlagen der wirtschaftlichen Ausbeutung, die Charakteristika der Gewaltherrschaft sowie die Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Reaktionen der Westmächte. Marek Kornat widmet sich den internationalen Konstellationen, in denen der Ribbentrop-Molotov-Pakt zustande kam. Dabei weist er darauf hin, dass die NS-Führung noch 1939 Polen in Hitlers Kriegsstrategie die Rolle eines Verbündeten im Kampf gegen die Sowjetunion zugedachten. Der Autor schildert die Logik der NS-Strategen: „Da aber die polnische Regierung das Angebot, ein ‚untergeordneter Bündnispartner‘ zu werden, verwarf, gab es keine andere Lösung, als die Eliminierung Polens von der europäischen Landkarte“ (33). Erst die allmähliche deutsch-sowjetische Annäherung führte zu jenem Abkommen, in dessen Folge es zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam. Interessant sind die Spekulationen Kornats über die Relevanz des Pakts für den Kriegsausbruch. Hitlers Pläne standen fest, führt er aus, und er war ein Politiker, der mit dem Risiko spielte. Jedoch wäre die Situation eine „völlig andere gewesen, […] wenn Stalin […] die Deutschen vor einem Angriff auf Polen gewarnt hätte“ (32), denn Hitler wollte anfänglich unter allen Umständen einen Zweifrontenkrieg vermeiden. Tadeusz Janicki untersucht in seinem Beitrag die wirtschaftlichen Maßnahmen des Dritten Reichs in den eingegliederten polnischen Gebieten. Dabei zeigt er exemplarisch Paradoxien auf, die daraus resultierten, dass die NS-Wirtschaftspolitik auf einer „völkisch-geopolitische Ideologie und ökonomischen Autarkiekonzepten“ (100) fußte. Die mangelnde Rationalität des einen, die dilettantische Umsetzung des anderen führten zu widersinnigen Entscheidungen, die die eigenen wirtschaftlichen Grundlagen schädigten. So „unterlagen die eingegliederten Gebiete einer ökonomischen Degradierung bisher ungekannten Ausmaßes“ (102).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.612.3122.624.2 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Jacek Andrzej Młynarczyk (Hrsg.): Polen unter deutscher und sowjetischer Besatzung 1939-1945 Osnabrück: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31585-polen-unter-deutscher-und-sowjetischer-besatzung-1939-1945_37617, veröffentlicht am 28.01.2010. Buch-Nr.: 37617 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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