/ 11.06.2013
Young-Tae Kim
Politik und Parteienkonkurrenz im vereinigten Deutschland. Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Hans-Dieter Klingemann
Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 2000 (DUV: Sozialwissenschaft); 211 S.; brosch., 52,- DM; ISBN 3-8244-4373-2Politikwiss. Diss. Berlin; Gutachter: H.-D. Klingemann. - Wie sind in den Augen der Wähler die Politikkonflikte zwischen den relevanten Parteien im deutschen Parteiensystem strukturiert? In welchem Umfang beeinflussen erkennbar unterschiedliche Positionen der Parteien zu konkreten politischen Fragen das Wahlverhalten? Welche Typen von Wählern richten ihre Wahlentscheidung auch tatsächlich an den wahrgenommenen Differenzen zwischen diesen Positionen aus? Kim untersucht diese Fragen nach allen Regeln der statistischen Kunst auf der empirischen Grundlage des Kieler Datensatzes zur Bundestagswahl von 1990, der sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern erhoben wurde.
In der ersten Hälfte der konsequent systematischen Arbeit stellt der Autor auf hohem Niveau den Stand der Forschung zum Thema Wahlverhalten in der deutschen und insbesondere der angelsächsischen Literatur dar. Besondere Aufmerksamkeit widmet er dabei dem Rational-Choice-Ansatz von Downs sowie dem Spatial Voting Model von Enelow und Hinich (1984). Aus dem komplexen theoretischen Fundament leitet er 15 Hypothesen ab; Methoden und Ergebnisse der statistischen Überprüfung werden in der zweiten Hälfte des Bandes dokumentiert.
Wichtigstes Ergebnis der diversen hochkomplexen Analysen (deren graphische Darstellung bisweilen etwas unübersichtlich ist) ist der Nachweis der ideologischen Zweidimensionalität der politischen Konfliktstruktur in Deutschland analog zum Modell von Kitschelt (1992). Daneben überrascht es, wie - abgesehen von der bekanntermaßen höheren Zahl von Wechselwählern - relativ gering die Unterschiede zwischen Ost und West eigentlich schon 1990 waren. Völlig unklar bleibt angesichts der - dem fremdsprachigen Autor nicht anzulastenden - sehr großen Zahl schwerer Rechtschreib-, Ausdrucks- und Grammatikfehler, womit die beiden (!) ausdrücklich genannten Verlagslektoren ihr Geld verdient haben.
Inhaltsübersicht: II. Theoretischer Teil: 1. Struktur der Parteienkonkurrenz; 2. Politik und individuelle Wahlentscheidung; 3. Heterogenität der Wähler und die Parteienkonkurrenz. III. Empirischer Teil: 1. Datenbasis und Operationalisierung der Thesen; 2. Vollständigkeit der Antworten zu den Politikfragen; 3. Das wahrgenommene deutsche Parteiensystem; 4. Wahlverhalten und Parteienkonkurrenz: ein empirischer Vergleich zwischen drei Erklärungsmodellen der Politikwahl; 5. Politikwahl und Charakter der Politikwähler. IV. Schlussfolgerungen. Anhang (Fragebogenformulierungen, weitere Tabellen).
Andreas Beckmann (AB)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaften, Bereich Politikwissenschaft, Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.332 | 2.331 | 1.2
Empfohlene Zitierweise: Andreas Beckmann, Rezension zu: Young-Tae Kim: Politik und Parteienkonkurrenz im vereinigten Deutschland. Wiesbaden: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12065-politik-und-parteienkonkurrenz-im-vereinigten-deutschland_14391, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 14391
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M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaften, Bereich Politikwissenschaft, Universität Kiel.
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