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/ 31.05.2013
Horst Schmitt

Politikwissenschaft und freiheitliche Demokratie. Eine Studie zum "politischen Forschungsprogramm" der "Freiburger Schule" 1954-1970

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1995 (Nomos Universitätsschriften: Politik 57); 363 S.; brosch., 78,- DM; ISBN 3-7890-3785-0
Politikwiss. Diss. Hamburg; Erstgutachter: U. Bermbach. - Schmitt rekonstruiert das politikwissenschaftliche Denken A. Bergstraessers und seiner ersten Schüler, zu denen er insbesondere M. Hättich, G.-K. Kindermann, H. Maier, D. Oberndörfer, A. Schwan, H.-P. Schwarz und K. Sontheimer zählt (94). Obwohl nicht wenige Autoren diese Wissenschaftlergruppe als die einflußreichste innerhalb der westdeutschen Politikwissenschaft bis Ende der 60er Jahre ansehen, sei die Frage nach ihrem personellen und kognitiven Profil bisher nur vage oder analytisch defizitär beantwortet worden. Der Autor füllt dieses Defizit aus und kommt zu differenzierten Bewertungen. In den Arbeiten Bergstraessers und seiner Schüler zeige sich ein "normativer Überhang" (199). So habe Bergstraesser zwar empirisch nachprüfbare Theorien befürwortet, allerdings auch immer die Gefahr betont, daß der normativ-philosophisch zu konkretisierende Zweck wissenschaftlicher Untersuchung durch eine Prädominanz der Mittel verlorengehen könne. Bedingt durch den persönlichen Erfahrungsrahmen und die Deutung des Totalitarismus als Werteverlust hätten die Vertreter der Freiburger Schule es nicht vermocht, neue empirisch und strukturell orientierte Analysen institutioneller Alternativen zu unternehmen (198 f.). Demokratieforschung sei entgegen Demokratielehre und Demokratiebegründung "eine entscheidende 'Leerstelle'" innerhalb des Forschungsprogramms gewesen (183). Vor dem Hintergrund in den sechziger Jahren aufgekommener und bis heute relevanter Fragestellungen - wie der Steuerungsfähigkeit des Staates - würden die Grenzen des "Freiburger Forschungsprogramms" offensichtlich. Ihr Ursprungskonzept einer praktischen, normativen und synoptischen Politikwissenschaft habe jedoch nichts von seiner Relevanz verloren (212).
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 1.15.45.2 Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Horst Schmitt: Politikwissenschaft und freiheitliche Demokratie. Baden-Baden: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/356-politikwissenschaft-und-freiheitliche-demokratie_103, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 103 Rezension drucken
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